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Jahresbericht 1918 der Zürcher Kunstgesellschaft
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wie im Vorjahre geltend. Verschiedene fest in Aussicht genommene Bestellungen konnten
nicht in Angriff genommen werden, weil die Reise- und Arbeitsbedingungen für die
Nachbarländer dies nicht erlaubten, anderseits wurde eine in Italien völlig fertig gestellte
Kopie an der Grenze aufgehalten, weil die Ausfuhrermächtigung nicht erlangt werden
konnte.
Einrichtung des Landolthauses. Angesichts der Möglichkeit, eine sehr
schöne und wertvolle Sammlung von künstlerischen Goldschmiedearbeiten aus der Zeit
der Gotik bis in das 18. Jahrhundert hinein als Leihgabe zu erhalten, nahm die Samm-
‚ungskommission bei den Vorbereitungen für den Bezug des Landolthauses in Aussicht,
von Anfang an zwei Zimmer für die Unterbringung dieser Sammlung vorzubehalten und
nichts zu unterlassen, um für ihre Uebernahme und gesicherte Aufstellung Gewähr zu
schaffen. Der Plan für die Einrichtung des ganzen Gebäudes wurde in folgender Weise
vorläufig festgelegt: Im Erdgeschoss ältere Meister verschiedener Schulen aus den Be-
ständen der Zürcher Kunstgesellschaft. Im ersten Stockwerk die genannten Goldschmiede-
arbeiten und weitere Gemälde der Zürcher Kunstgesellschaft als Magazin- oder Studien-
sammlung. Im Treppenhaus und im zweiten Stockwerk ältere Zürcher Künstler.
Raumfrage. Von den 11 Forderungen zur Lösung der Raumfrage, wie sie im
letzten Bericht festgelegt worden sind, ist Punkt 1 durch einfache Räumung verschiedener
Säle im zweiten Stockwerk für Aufnahme von Teilen der Hodlersammlung einstweilen
scheinbar erledigt worden; Punkt 2, die Beschaffung hinreichender Wandfläche für die
Aufstellung und den weitern Ausbau der Abteilung unserer neuen Schweizer Künstler,
steht weiter von der Erfüllung als je; für Punkt 3, die Aufstellung der umfangreicheren
schweizerischen Werke des 19. Jahrhunderts, liess sich im Verlauf der Vorarbeiten für den
Bezug des Landolthauses entgegen den gehegten Hoffnungen auch im Landolthaus keine
Lösung finden; die unter 4, 5, 7, 8, 9 und 11 zusammengestellten äusserst dringenden
Bedürfnisse nach Raum für Aquarelle und Zeichnungen neuerer Meister, für Skulpturen,
für Aufstellung der Schenkungen und Neuerwerbungen vor der Einreihung in die Bestände
ler Sammlung, für Aufstellung ausserordentlicher Leihgaben auf kurze Zeit, nach Depot-
räumen zur Zugänglichmachung und Ueberwachung der magazinierten Werke, nach Arbeits-
räumen für Konservierungs- und Katalogarbeiten und für Aufstellung und Prüfung von
Ansichtssendungen bestehen nach wie vor, machen sich vielmehr mit jedem Monat noch
hemmender und verhängnisvoller geltend als bereits in den letzten Jahren.
Das Landolthaus mag die aus den Räumen A, B, C, D und E im Lauf des Jahres weg-
genommenen ältern Werke, manches aus den ältern Beständen des überfüllten Magazins
und das Werdmüllerkabinett aufnehmen und in dieser Richtung eine gewiss sehr erwünschte
und wohltuende Entlastung bringen: die Mehrzahl der wichtigsten Forderungen bleibt
auch nach der Beiziehung des Landolthauses unerfüllt, der Widerspruch zwischen den
dringendsten Bedürfnissen für eine würdige Darbietung und einen angemessenen Ausbau
ler Zürcher Kunstsammlung und den tatsächlichen Verhältnissen bleibt bestehen und wird
immer noch peinlicher und drückender werden. Es ist unerlässlich, dass schon die aller-
nächste Zeit den Ausweg aus diesem unhaltbaren Zustande bringe.
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