} Jahresbericht 1923 der Zürcher Kunstgesellschaft
Vereinsleben.
Die ordentliche Generalversammlung genehmigte am 4. Juli Rechnung und
Jahresbericht 1922, ernannte die Herren Dr. G. Schaertlin und A. Rütschi zu Ehren-
mitgliedern der Zürcher Kunstgesellschaft und beauftragte den Vorstand mit der Anhand-
nahme und Durchführung des Kunsthauserweiterungsbaues.
Die der Ernennung der beiden Ehrenmitglieder zu Grunde liegenden Tatsachen
und Erwägungen fasst das Versammlungsprotokoll in folgender Weise zusammen:
Herr Dir. Dr. G. Schaertlin hat von 1909, dem Jahre seines Eintrittes in die
Zürcher Kunstgesellschaft, bis 1922 dem Vorstand angehört, 1916—1922 als Präsident
der Zürcher Kunstgesellschaft. Unter seinem Präsidium fanden 1917 die grossen Aus-
stellungen französischer, deutscher, italienischer und Österreichischer Kunst statt, die
Gesamtausstellung F. Hodler, 1921 die Ausstellung der Tafelbilder des 15. und 16. Jahr-
hunderts, 1922 die Ausstellung Edvard Munch. Er leitete die Kunstgesellschaft durch
die 1918 einsetzenden Krisenjahre und bewirkte, dass nach starker Gefährdung in Folge
ungünstiger äusserer Verhältnisse mittels Umstellung und Anpassung des Betriebes das
finanzielle Gleichgewicht im Haushalt der Kunstgesellschaft wieder erreicht wurde. Ebenso
sicherte er das Kunsthaus und seine Einrichtungen durch einsichtige Führung der innern
Angelegenheiten und der Beziehungen nach aussen. Herr Alfred Rütschi ist schon 1895
der Kunstgesellschaft beigetreten. 1917—1918 gehörte er dem Vorstand als von der General-
versammlung gewähltes Mitglied an, 1918—1919 als Vertreter der Vereinigung Zürcher
Kunstfreunde, die er zur Förderung der Sammlungen im Zürcher Kunsthaus im Jahr 1917 ins
Leben gerufen hatte und bis 1919 als erster Vorsitzender leitete. 1919 wurde auf seine Ver-
anlassung die „Studienkommission für ein erweitertes Kunsthaus“ gebildet aus einer Gruppe
von zürcherischen Kunstfreunden unter Mitwirkung von Vertretern der zürcherischen Be-
hörden und der Künstlerschaft ; in den Jahren 1917—1919 bereicherte er das Kunsthaus durch
eine Sammlung von 26 Werken Ferdinand Hodlers, die er als Leihgabe auf lange Zeit
zur Verfügung stellte, wie vorher schon Gemälde von W. Gimmi und H. Huber; 1914
schenkte er dem Kunsthaus ein Selbstbildnis von Ed. Vallet, 1919 die Gemälde ‚Das
Lied aus der Ferne“, „Jüngling vom Weibe bewundert‘, Karton zum „Rückzug von
Marignano‘‘, „Der Tag“, „Einmütigkeit‘‘ von F. Hodler. Zur öffentlichen Ausstellung in
zwei Räumen des Landolthauses überliess er im Jahre 1919 als Leihgabe eine für die
Schweiz ganz einzigartige Sammlung von Goldschmiedearbeiten aus dem 13.—18. Jahr-
hundert, die er auch seither immer noch ausgebaut und im künstlerischen Gehalt ge-
steigert hat. Auf die Initiative und die Opferfreudigkeit von Herrn Rütschi gehen der
Aufschwung und die starke Entfaltung der Sammlungen im Kunsthaus zurück, die sie
über die bescheidenen Anfänge zu Beginn des 20. Jahrhunderts hinaus und der neuen Etappe
eines „erweiterten Kunsthauses‘ entgegen geführt haben.