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Jahresbericht 1938 der Zürcher Kunstgesellschaft
dem auch die Zürcher Kunstgesellschaft zu großem Dank verpflichtet ist. Er hatte
von 1916 bis 1922 mit dem ihm eigenen Gefühl für Recht und Billigkeit und
überlegener Umsicht in sehr bewegten und schwierigen Jahren der Zürcher Kunst-
gesellschaft vorgestanden, nachdem er schon seit 1909 als Freund des unvergeß-
lichen Sigismund Righini neben diesem im Vorstand mitgearbeitet hatte.
Bei seinem Rücktritt vom Präsidium hat die Zürcher Kunstgesellschaft durch
seine Ernennung zum Ehrenmitglied ihrer Dankbarkeit Ausdruck verliehen. Es war
damals der Anlaß, sich im Zusammenhang Rechenschaft zu geben über die schönen
Ausstellungen, die unter seinem Regiment das Kunsthaus hatte durchführen können,
vor allem die einzigartige, ergreifende große Hodler-Ausstellung von 1917, zu Leb-
zeiten und unter persönlicher Anteilnahme des Künstlers; sodann die Ausstellung
der schweizerischen und oberdeutschen Tafelbilder des 15. und 16. Jahrhunderts
und die Ausstellung Edvard Munch. Seine herzlichen Beziehungen zu S. Righini
bestätigten sich darin, daß der Maler mit gleicher Hingebung und Liebe die Aus-
stellungen hetreute und ordnete, die Dr. Schaertlin als Präsident erstehen ließ und
finanziell und administrativ fundierte. Aus dem Freundschaftsbund mit S. Righini
ging auch die so segensreich sich auswirkende Schweizerische Künstler-Unter-
stützungskasse hervor.
Wenn er als Präsident auch die Genugtuung hatte, die Sammlungen durch
bedeutende Schenkungen und Leihgaben sowie durch die Einbeziehung des
Landolt-Hauses in die Kunsthausverwaltung gefördert zu sehen, wenn er die An-
lage des Künstlerlexikon-Archivs als vielversprechende Grundlage für eine Weiter-
führung des schweizerischen Künstlerlexikons ermöglichte, wenn er die Vorarbeiten
für eine Kunsthauserweiterung bis zur glücklichen Entscheidung begleitete, so
brachte er nach dem Rücktritt vom Präsidium das Opfer, als Mitglied der Aus-
stellungskommission und der Finanzkommission noch während fast zehn Jahren
mit nicht geringerer Gründlichkeit und Treue sich wieder der an sich ebenso
notwendigen, aber nach außen unscheinbaren und wenig dankbaren Kleinarbeit
in diesen Kommissionen zu widmen, bis er auch hier das Amt jüngeren Kräften
in die Hand legen konnte.
Im Leben und der Geschichte der Zürcher Kunstgesellschaft und des Zürcher
Kunsthauses werden die Amtsführung und die Persönlichkeit von Herrn Dr. G.
Schaertlin ihre prägnante Bedeutung für immer einnehmen und behalten.