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Jahresbericht 1946 der Zürcher Kunstgesellschaft
Beilage II
Die zweite Kunsthauserweiterung
6. Bericht. 1. Januar 1946 bis 31. Dezember 1946
1946 bot Gelegenheit, die Wirkung der Thermolux-Verglasung und der Stelljalousien über
dem Sammlungssaal d im Wechsel der Jahreszeiten vorerst an Liebermann, Corinth, Ko-
koschka, Munch, im Spätherbst auch über Bildern der italienischen Hochrenaissance der
Ausstellung «Meisterwerke aus Oesterreich», Correggio, Paolo Veronese, Bassano und Tin-
toretto zu beobachten.
Die Einrichtung der künstlichen Beleuchtung in allen Räumen des ersten und des zweiten
Stockwerkes für die Ausstellung «Meisterwerke aus Oesterreich» durch die mit der Bear-
beitung des Erweiterungsbaues betrauten Architekten Hans und Kurt Pfister gestattete eine
fruchtbare erste Auseinandersetzung mit sehr wichtigen Fragen und Aufgaben, die für den
Erweiterungsbau bestehen. -
Ebenfalls für unmittelbare Benützung während der Ausstellung der Meisterwerke aus
Oesterreich, aber auch in Zusammenhang mit der Kunsthaus-Erweiterung, erfolgte die Ein-
richtung einer Oelfeuerungsanlage für die Raumheizung des Kunsthauses.
Gemäß dem im Vorjahr durch die Baukommission den Architekten erteilten Auftrag
erstellten diese ein plastisches Modell von Kunsthaus und Erweiterungsbau im Maßstab
1 :200. Die Kommission stellte die gute Gesamtwirkung der Baumassen fest und verlangte
nur eine noch bessere Lösung für die Angliederung der Wirtschaft an den Bautrakt mit dem
Vortrags- und Gesellschaftssaal, und weitere Bearbeitung gewisser Sonderaufgaben, wie z. B.
der Treppenhalle des Neubaues.
Eine Anregung der Baukommission auf spätere Unterbringung der Graphischen Samm-
lung der Eidgenössischen Technischen Hochschule im Erdgeschoß des derzeitigen Aus-
stellungsflügels des Kunsthauses, d. h. in den Räumen zwischen Heimplatz, Rämistraße
und Kunsthausgarten, fand bei den Behörden der E. T. H. für einmal keine Zustimmung.
Die Möglichkeit der Verwendung der jetzigen Hauswartwohnung als Werkstätte für Buch-
binder, Photograph etc., der Räume am Heimplatz mit besonderem Eingang an der Ecke
Heimplatz/Rämistraße als Ausstellungs- und Studiensäle, der Innenräume des Erdgeschosses,
allenfalls mit der ganzen Unterkellerung, als Magazin, und der Räume gegen den Garten
als Reserve oder ebenfalls Ausstellungs- und Studiensäle, würde erlauben, daß die Verwal-
tungen der Graphischen Sammlungen der E. T. H. und des Zürcher Kunsthauses durchaus
selbständig und getrennt bleiben, in den beidseitigen Studiensälen aber mit gemeinsamem
Katalog den Forschern und Kunstfreunden die Bestände beider Sammlungen zugänglich
wären. Vor der Fertigstellung des Erweiterungsbaues könnten freilich die Erdgeschoßräume
im Kunsthaus nicht frei gemacht werden.
W. Wartmann