Was nun die Autorschaft betrifft, wirft das in derb-
rustikaler, aber ungemein frischer Manier gemalte Bild
heikle Probleme auf, die in diesem Hinweis lediglich gestreift
werden können. Buchner nennt das Werk «südtirolisch um
1400»; Rasmo glaubt an unzweifelhaft steierische Herkunft:
er schreibt das Werk dem unbekannten Künstler zu, von dem
im Joanneum zu Graz aus dem Stift St. Lambrecht stam-
mende Altartafeln mit Darstellungen der Martyrien des hei-
ligen Dionys und des heiligen Andreas sowie einer Verkündi-
gung erhalten sind (vgl. K. Oettinger, Hans von Tübingen,
Berlin 1938, Tafel 82). Wenn Rasmos zeitliche Ansetzung auf
1420 bis 1430 Zustimmung verdient — das Bild weist die
charakteristischen, international verbindlichen Stilmerkmale
des Uebergangs vom «Weichen Stil» zum «Realismus» der
Folgezeit auf —, so wirkt die von ihm vorgeschlagene stili-
stische Einordnung als steierisch wenig überzeugend, was der
Vergleich mit den Grazer Altartafeln sofort evident macht.
Die alte Bezeichnung «spanisch», unter der das Bild im Kunst-
handel ging, ist, namentlich vom spezifischen Farbcharakter
her gesehen sowie in Berücksichtigung der Physiognomie der
Dargestellten und ihrer Tracht, mindestens so plausibel (vgl.
vor allem die Werke des aragonesischen Langa-Meisters, Ch.
R. Post, A History of Spanish Painting IX, 2, Cambridge,
Mass., 1947, S. 778£f., Abb. 320—323; die «italianisierenden»
Architekturelemente, die letztlich auf Giotto zurückgehen,
sind für die spanische Malerei des 15. Jahrhunderts in glei-
chem Maß verbindlich wie für die alpenländische Malerei der
Spätgotik). Die Frage einer endgültigen, schlüssigen Situie-
rung wäre befriedigend allein zu lösen auf Grund sorgfältiger
unmittelbarer Stilvergleiche.