die Neuwerbung gehört. Delaunay selber hat sich, in allzu
doktrinärer Uebersteigerung vielleicht, über die dabei maß-
geblichen Gesichtspunkte geäußert: «Farbe allein ist Form
und Sujet.> «Solange die Kunst vom Gegenstand nicht los-
kommt, bleibt sie Beschreibung, Literatur, erniedrigt sie sich
in der Verwendung mangelhafter Ausdrucksmittel, verdammt
sie sich zur Sklaverei der Nachahmung. Und dies gilt auch
dann, wenn sie die Lichterscheinung eines Gegenstandes
oder die Lichtverhältnisse bei mehreren Gegenständen betont,
ohne daß das Licht sich dabei zur darstellerischen Selbstän-
digkeit erhebt.» «Jedermann hat empfindliche Augen, um zu
sehen, daß es Farben gibt, daß die Farben Modulationen
bilden, monumentale Verbindungen, Tiefen, Schwingungen,
Spiele, daß die Farben atmen... keine Eiffeltürme mehr,
Straßenansichten, Außenwelt... Es sind nicht mehr die
Aepfel in der Fruchtschale, es ist der Herzschlag des Men-
schen selber.»
Die «Formes circulaires» wirken wie die bildgewordene
Anschauung dieser Feststellungen. Einem quadratischen Bild-
feld ist als Hauptbestandteil der Figuration eine Kreisfläche so
einbeschrieben, daß sie die Mitten der Seiten beinahe berührt.
Diese Kreisfläche nun, die sich von dunklen, grünblauen
«Zwickeln» abhebt, ist ihrerseits der Erscheinungsort einer
Vielfalt von kleineren Kreisen, welche sich in freier, rhyth-
misch gelöster, artikulierter Folge wie. Gestirne gegenseitig in
der Schwebe halten, wobei zwei Brennpunkte zu unterscheiden
sind, die in Hinsicht auf die geometrische Mitte exzentrisch
liegen: der eine, «solare», links oben befindliche, wird durch
konzentrisch gefügte, sich der Ellipse annähernde helle Farb-
bänder gebildet; um den andern, den «nächtigen», «luna-
rischen» rechts unten, massieren sich kleinere Kreise. Diese
großen und kleinen Komplexe, die fast ausschließlich mit
breiter, saftiger Spachtel aufgetragen sind, greifen ineim-
ander, überschneiden und durchdringen sich, wobei die Farbe
nicht linear begrenzte Flächen füllt, sondern selber Träger
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