Freilich darf man die Wirkung von Führungen und Vorträgen
nicht überschätzen, oft lenken sie eher vom Wesentlichen, vom
Schauen ab. Man muß zum Beispiel bei Führungen beobach-
ten, wieviele Teilnehmer den Sprechenden und nicht die
Werke ansehen. Wichtig wäre wohl, in taktvoller Weise zu
versuchen, mehr Leute zum Besuch von Museen und Aus-
stellungen anzuregen. Auch hier ist oft der erste Schritt der
schwerste. Wie man aber eine Sprache oder einen Sport am
leichtesten in der Jugend lernt, so auch in diesem Fall. Wir
sind leider weit von den Zuständen, zum Beispiel in Hol-
land, entfernt, wo Museumsbesuch ein Schulfach schon
in der Primarschule ist und wo, wie auch in allen amerika-
nischen Museen, eigene Angestellte sich mit den Jungen be-
schäftigen. Hier wäre viel Arbeit in der Stille zu leisten,
nicht durch irgendwelche spektakuläre Maßnahmen, sondern
durch unermüdliche Kleinarbeit. Dazu fehlen aber leider Zeit
und die dazu nötigen Mittel. Wir verfügen über einen zwar
guten und gut eingespielten und zusammenarbeitenden Mit-
arbeiterstab, doch ist dieser viel zu klein und schon durch
die gegenwärtigen Leistungen überfordert.
Und damit sind wir — leider — wieder bei den Zahlen
und bei den allerdings durch Zahlen bestimmten finanziellen
Fragen. Nicht nur fehlen die Mittel, den Mitarbeiterstab zu
erweitern, die heute vorhandenen sind auch bereits infolge
der Teuerung knapp, um nicht zu sagen ungenügend ge-
worden, um auch nur die bisherige Aktivität zu erhalten.
Die Betriebskosten steigen nicht nur mit der allgemeinen
Teuerung, sondern infolge der immer höheren Versicherungs-
werte der Kunstwerke in noch stärkerem Maß. Daß die für
Ankäufe zur Verfügung stehenden Mittel je länger je un-
genügender sind, ist leider eine Tatsache, und doch sollte eine
Sammlung nicht etwas Totes und Fixiertes, sondern ein
lebendiger Organismus sein, der sich entwickelt.