Johannes Itten
Zum hundertsten Geburtstag von Johannes Itten zeigten
wir diejenige Phase in seiner Entwicklung als Maler, die
als erster Höhepunkt seines langjährigen Wirkens ver-
standen werden kann, d.h. die Jahre 1913 bis 1923, die er
in Stuttgart, Wien und Weimar verbracht hat. Da sich in
der Sammlung des Kunsthauses Hauptwerke von allen
diesen drei Stationen befinden, ergab sich für das Zürcher
Publikum die erwünschte Gelegenheit, diese im Werk-
ganzen neu zu erleben. Die Ausstellung wurde vom
Museum moderner Kunst in Wien übernommen, wo sie
von Herrn Dieter Bogner und Frau Eva Badura-Iriska
vorbereitet worden ist. Ursprünglich war geplant, dass im
Löcker-Verlag in Wien die in Stuttgart und Weimar ent-
standenen Tagebücher von Frau Badura auf diesen Zeit-
punkt herausgegeben werden; die Publikation erscheint
nun in den ersten Monaten 1989,
KUNST * ZÜRICH woher wohin
Die «Kunstszene Zürich», von den diesjährigen Verant-
wortlichen als «jährliche ‚Momentaufnahme‘ des hiesigen
Kunstschaffens» bezeichnet, ging im vergangenen Jahr in-
sofern neue Wege, als die Präsidialabteilung in Absprache
mit den üblicherweise an der Jurierung vertretenen Künst-
lergruppierungen, Verbänden und Institutionen zu einer
vorerst einmaligen neuen Lösung kam: Die Kunstkritikerin
Ludmila Vachtova wurde beauftragt, die für die Shedhalle
der Roten Fabrik, das Museum für Gestaltung und die
Erdgeschossräume des Kunsthauses vorgesehene dreitei-
lige Ausstellung in eigener Verantwortung zu konzipieren.
Während die Shedhalle und das Museum für Gestal-
tung Arbeiten von über 40 Künstlern aller Generationen
zeigte, wurden im Kunsthaus Werke der 20 Zürcher
Kunstpreisträger aus den Jahren 1944-1987 mit denjenigen
der 13 Stipendiaten von 1988 konfrontiert.
AUSSTELLUNGEN DER
STIFTUNG FÜR DIE PHOTOGRAPHIE
Il Ticino e i swoi fotografi
1858 bis heute
Die Ausstellung war nicht nur dem Werk einzelner Photo-
graphen gewidmet, sondern versuchte von den Anfängen
bis zum gegenwärtigen Stand des photographischen Schaf-
fens die Entwicklung der Photographie im Tessin zu zeigen.
Thema war dabei nicht das Tessin als geographischer Ort
mit seinen landschaftlichen Schönheiten, seinen pitto-
resken Tälern und Dörfern, sondern die Photographie an
sich, von Tessinern geschaffen, auch von jenen, die fern der
Heimat gearbeitet haben. Aber auch von jenen, die zuge-
wandert waren, sich im Tessin niedergelassen und versucht
haben, hier mit der Kamera ihr Leben zu verdienen. Von
den Pionieren des 19. Jahrhunderts, die in Lugano oder
Locarno ihre ersten Studios betrieben, über die Vertreter
eines modernen Bildjournalismus in den dreissiger und
den vierziger Jahren bis zu den Photographen von heute,
von denen sich einige auf der Suche nach neuen Realitäten
dem Experiment zuwendeten, dokumentierte die Ausstel-
lung Tessiner Leben und Tessiner Photographie.
Fluchtpunkt Schweiz
Als Beitrag zu den Junifestwochen mit dem Titel
«Fluchtpunkt Zürich, 1933-1945» — Emigranten, Flücht-
linge, Künstler und Intellektuelle aus dem Umkreis des
Zürcher Schauspielhauses — wollte «Fluchtpunkt Schweiz»
die auf unsere Stadt konzentrierte Thematik ausweiten,
Sowohl zeitlich — die Ausstellung führte bis in die un-
mittelbare Gegenwart — als auch örtlich — mit Bild-
beispielen aus dem Tessin, Jura, Basel und Genf — doku-
mentierten rund 60 Photographien aus der Sammlung der
Schweizerischen Stiftung für die Photographie das vor-
gegebene Thema. Leid und Schicksal der von Krieg und
Verfolgung vertriebenen Menschen zeigten Grenzszenen
in Bahnhofhallen und Auffanglagern, in Zollhäusern und
Baracken. Eine traurige, leider bis heute aktuelle Realität
unserer Flüchtlings- und Asylpolitik. Die Ausstellung wird
durch Vermittlung der Kulturstiftung Pro Helvetia in
weiteren Städten Europas gezeigt werden.
FB/ChK/GM/UP/HS/TS/LWV/BvW