klärung, die an die Vorherrschaft der Vernunft glaubte
and die Menschen, nach einem Jahrhundert treuer Pflicht-
arfüllung, guten Gewissens in die Freizeit entliess.
Was lag näher, als die im grossen Ausstellungssaal
gezeigten Psychogramme des berühmten Schriftstellers
mit einigen graphischen Meisterwerken aus der Graphi-
schen Sammlung zu konfrontieren: Durchbrechen der
Trennwand zwischen Innen und Aussen (Hogarth, Füssli,
Goya, Daumier). Die Mechanismen des Verdrängens und
Sublimierens zeichnen das Ungeheure der Arbeiten von
Klinger, Picasso, Thomkins aus. Hinterhältig in seiner
naturalistischen Verkleidung kann es uns jederzeit über-
fallen. BvW
Barbara Hee: Von dem Nichts die Fülle.
Zeichnungen und Plastiken
Um aufzuzeigen, welch enger Zusammenhang in Barbara
Hees Werk zwischen Zeichnung und Skulptur besteht,
stellten wir in unserer Ausstellung ihre nach Tonmodellen
ın Bronze gegossenen «Wälzkörper», «Meridiane» und
«Rollkörper» der neunziger Jahre den Zeichnungen aus
dem «Metablock» von 1988-90 und den farbigen Blättern
der «Plasmatischen Körper» von 1992 gegenüber. Der
Betrachter konnte dabei mühelos erkennen, dass sich die
neuen Plastiken aus dem Formenvokabular der vorausge-
gangenen Zeichnungen entwickelt haben. Mit den ersten
Zeichnungen für den Zyklus «Metablock» erfolgte 1988
sine Neuorientierung von Barbara Hees Arbeit. Die ein-
“achen, geschlossenen Gebilde der 1983 entstandenen
Zeichnungen der Serie «Gesänge an den toten Tiger»
machten komplizierten, aufgebrochenen Formen Platz,
die an informelle Bilder eines Wols oder Cy Twombly
anzuknüpfen schienen. Durch die Bearbeitung der Blät-
ter auf der Rückseite scheinen deren Strukturen als inte-
zraler Bestandteil der Komposition nach vorne durch.
Diese durchsichtige und doppelschichtige Gestaltung, die
Sichtbares und Unsichtbares aneinanderbindet, lässt so
etwas wie Landschaften entstehen, in denen Figuratives
aufscheint und die Zeichen als Ausdrucksträger für See-
ienzustände begriffen werden können. UP
Amerikanische Zeichnungen und Graphik
Von Sol LeWitt bis Bruce Nauman
Aus den Beständen der Graphischen Sammlung
In unserer Ausstellung stellten wir Zeichnungen und
Druckgraphik wichtiger amerikanischer Künstler der sieb-
ziger und achtziger Jahre vor, die seit 1976 neben anderen
Schwerpunkten für die Sammlung erworben werden
konnten. Die im Titel aufgeführten Namen stehen dabei
für die unterschiedlichen Künstlerpositionen, die in den
sechziger Jahren fast gleichzeitig an die Öffentlichkeit
getreten sind: zum einen die Künstler der sogenannten
«Minimal Art», wie Flavin, Judd oder LeWitt, die aus dem
als verbraucht und unglaubhaft empfundenen Medium
der Malerei ausbrachen und sich durch dreidimensionale
Objekte vollkommen neue künstlerische Möglichkeiten
erschlossen. Unter Verwendung elementarer, klar geglie-
derter, geometrischer und stereometrischer Formen arbei-
ten sie häufig mit symmetrischen, repetitiven und seriel-
len Strukturen. Eine fruchtbare Spannung entwickelte
sich in der Gegenüberstellung mit der Generation der
Künstler, die zuweilen unter dem Begriff «Postminimal
Art» zusammengefasst werden, wie Acconci, Nauman
oder Tuttle. Im Gegensatz zur «Minimal Art» geht es
ihnen nicht um die Perfektion geometrischer Formen.
Ihnen ist der Herstellungsprozess wichtiger als das end-
gültige Produkt, was sich auch in der scheinbaren Unfer-
tigkeit und Skizzenhaftigkeit vieler Werke äussert. Nau-
man und Acconci bringen dabei Erfahrungen ein, die sie
mit sich selbst und ihrem Körper gemacht haben, um ent-
sprechende Situationen und Modelle zu schaffen, in
denen der Betrachter an diesen Erfahrungen teilhaben
kann. Die Zeichnung ist ein besonders geeignetes Medi-
um, um von den Objekten und räumlichen Installatio-
nen, die im Museum nur in beschränktem Masse Platz
finden können, einen Eindruck zu vermitteln. UP