Volltext: Jahresbericht 1994 (1994)

klärung, die an die Vorherrschaft der Vernunft glaubte 
and die Menschen, nach einem Jahrhundert treuer Pflicht- 
arfüllung, guten Gewissens in die Freizeit entliess. 
Was lag näher, als die im grossen Ausstellungssaal 
gezeigten Psychogramme des berühmten Schriftstellers 
mit einigen graphischen Meisterwerken aus der Graphi- 
schen Sammlung zu konfrontieren: Durchbrechen der 
Trennwand zwischen Innen und Aussen (Hogarth, Füssli, 
Goya, Daumier). Die Mechanismen des Verdrängens und 
Sublimierens zeichnen das Ungeheure der Arbeiten von 
Klinger, Picasso, Thomkins aus. Hinterhältig in seiner 
naturalistischen Verkleidung kann es uns jederzeit über- 
fallen. BvW 
Barbara Hee: Von dem Nichts die Fülle. 
Zeichnungen und Plastiken 
Um aufzuzeigen, welch enger Zusammenhang in Barbara 
Hees Werk zwischen Zeichnung und Skulptur besteht, 
stellten wir in unserer Ausstellung ihre nach Tonmodellen 
ın Bronze gegossenen «Wälzkörper», «Meridiane» und 
«Rollkörper» der neunziger Jahre den Zeichnungen aus 
dem «Metablock» von 1988-90 und den farbigen Blättern 
der «Plasmatischen Körper» von 1992 gegenüber. Der 
Betrachter konnte dabei mühelos erkennen, dass sich die 
neuen Plastiken aus dem Formenvokabular der vorausge- 
gangenen Zeichnungen entwickelt haben. Mit den ersten 
Zeichnungen für den Zyklus «Metablock» erfolgte 1988 
sine Neuorientierung von Barbara Hees Arbeit. Die ein- 
“achen, geschlossenen Gebilde der 1983 entstandenen 
Zeichnungen der Serie «Gesänge an den toten Tiger» 
machten komplizierten, aufgebrochenen Formen Platz, 
die an informelle Bilder eines Wols oder Cy Twombly 
anzuknüpfen schienen. Durch die Bearbeitung der Blät- 
ter auf der Rückseite scheinen deren Strukturen als inte- 
zraler Bestandteil der Komposition nach vorne durch. 
Diese durchsichtige und doppelschichtige Gestaltung, die 
Sichtbares und Unsichtbares aneinanderbindet, lässt so 
etwas wie Landschaften entstehen, in denen Figuratives 
aufscheint und die Zeichen als Ausdrucksträger für See- 
ienzustände begriffen werden können. UP 
Amerikanische Zeichnungen und Graphik 
Von Sol LeWitt bis Bruce Nauman 
Aus den Beständen der Graphischen Sammlung 
In unserer Ausstellung stellten wir Zeichnungen und 
Druckgraphik wichtiger amerikanischer Künstler der sieb- 
ziger und achtziger Jahre vor, die seit 1976 neben anderen 
Schwerpunkten für die Sammlung erworben werden 
konnten. Die im Titel aufgeführten Namen stehen dabei 
für die unterschiedlichen Künstlerpositionen, die in den 
sechziger Jahren fast gleichzeitig an die Öffentlichkeit 
getreten sind: zum einen die Künstler der sogenannten 
«Minimal Art», wie Flavin, Judd oder LeWitt, die aus dem 
als verbraucht und unglaubhaft empfundenen Medium 
der Malerei ausbrachen und sich durch dreidimensionale 
Objekte vollkommen neue künstlerische Möglichkeiten 
erschlossen. Unter Verwendung elementarer, klar geglie- 
derter, geometrischer und stereometrischer Formen arbei- 
ten sie häufig mit symmetrischen, repetitiven und seriel- 
len Strukturen. Eine fruchtbare Spannung entwickelte 
sich in der Gegenüberstellung mit der Generation der 
Künstler, die zuweilen unter dem Begriff «Postminimal 
Art» zusammengefasst werden, wie Acconci, Nauman 
oder Tuttle. Im Gegensatz zur «Minimal Art» geht es 
ihnen nicht um die Perfektion geometrischer Formen. 
Ihnen ist der Herstellungsprozess wichtiger als das end- 
gültige Produkt, was sich auch in der scheinbaren Unfer- 
tigkeit und Skizzenhaftigkeit vieler Werke äussert. Nau- 
man und Acconci bringen dabei Erfahrungen ein, die sie 
mit sich selbst und ihrem Körper gemacht haben, um ent- 
sprechende Situationen und Modelle zu schaffen, in 
denen der Betrachter an diesen Erfahrungen teilhaben 
kann. Die Zeichnung ist ein besonders geeignetes Medi- 
um, um von den Objekten und räumlichen Installatio- 
nen, die im Museum nur in beschränktem Masse Platz 
finden können, einen Eindruck zu vermitteln. UP
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.