Volltext: Jahresbericht 1997 (1997)

»arste Zeit. Es entstehen die knapp 40 Portraits, denen 
ler Künstler heute seinen Ruhm verdankt. Nicht zu 
Inrecht gelten sie als Inbegriff der eleganten Dekadenz 
ler «annees folles», der «roaring twenties», der «goldenen 
Zwanziger». Die Ausstellung versammelte nahezu alle 
dieser berühmten Bilder. Schliesslich präsentierte ein 
etzter Teil Schads stilistisch eher uneinheitliches Spät- 
werk, Gemälde und in den sechziger Jahren entstandene 
Schadographien. 
Die Retrospektive eines etwas ın Vergessenheit gera- 
tenen «maestro minore» der deutschen Kunst des zwan- 
zigsten Jahrhunderts fand ein ansprechendes Interesse 
beim Publikum und ein überzeugendes internationales 
Presseecho. Die Ausstellung entstand in enger Zusam- 
menarbeit mit der Witwe Christian Schads, Frau Bettina 
Schad. Sie wurde unterstützt von der Schweizerischen 
Rückversicherungsgesellschaft und der «Zürich». Die 
Ausstellung wurde übernommen von der Städtischen 
Galerie im Lenbachhaus, München, und der Kunsthalle 
ın Emden. TB 
Beatrice Maritz, Farbstift-Zeichnungen 
Als ein Gegenstück zum Spätwerk von Wilfrid Moser 
zedacht und von ihm vorgeschlagen, bedeutete die 
Ausstellung der zeichnerischen Produktion von rund 
30 Blättern des Jahres 1997 den ersten Einzelauftritt von 
Beatrice Maritz in Zürichs Kunstszene. Ihre fragilen, 
mit der Hilfe des Pendels elaborierten farbigen Blätter 
und die adäquaten Titel und Texte fühlten sich in einem 
gleichsam «geschützten Raum» im Altbau gut auf- 
gehoben - hier konnten sie ihre Zartheit und Leichtig- 
zeit entfalten. Im Rundgang liess sich die Einsicht 
gewinnen, wie Maritz nach ersten, noch unsicheren 
Schritten, die sie im Pariser Atelier des Kantons Zürich 
ınternahm, erst tastend und zunehmend spielerisch 
zelöst das leere Weiss eines Blattes Papier mit ihrer ve- 
getabilen Welt von Flora und Fauna, von organischen 
Gebilden und Selbstbespiegelungen besetzte. Die eigen- 
ständige Bildsprache eines Neuankömmlings überzeugte 
nicht nur einige Käufer, sondern auch die Conrad-Ferdi- 
nand-Meyer-Stiftung, die Beatrice Maritz mit ihrem 
Preis auszeichnete. GM 
AUSSTELLUNG DER SCHWEIZERISCHEN 
STIFTUNG FÜR DIE PHOTOGRAPHIE 
Fernsicht - Walter Bosshard - 
ein Pionier des internationalen Photojournalismus 
Der photographische Nachlass von Walter Bosshard 
1892-1975) gelangte bereits in den siebziger Jahren 
an die Schweizerische Stiftung für die Photographie. 
1977 gab Guido Magnaguagno mit einer kleinen Aus- 
stellung im Kunsthaus Einblick in Bosshards Werk, 
wobei deutlich wurde, dass diesem weitgereisten 
Schweizer ein wichtiger Platz in der Geschichte des 
internationalen Photojournalismus gebührt. Die bio- 
graphischen und historischen Hintergründe seiner 
Photographie konnten allerdings erst erschlossen 
werden, nachdem bekannt geworden war, dass sich 
Bosshards schriftlicher Nachlass im Archiv für Zeit- 
zeschichte der ETH Zürich befindet. Dank einem 
vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützten 
Torschungsprojekt gelang es, die beiden Nachlass-Teile 
ıufzuarbeiten und miteinander zu verknüpfen. Diese 
langjährigen Vorarbeiten machten es möglich, Bosshards 
Werk endlich mit einer umfassenden Ausstellung, 
begleitet von einer Monographie (Band 13 der Reihe 
«Schweizer Photographie»), zu würdigen. Über 120 Auf- 
ı1ahmen aus den zwanziger, dreissiger und vierziger 
Jahren konnten dabei durch aufschlussreiche Doku- 
mente - zum Beispiel Tagebücher, Korrespondenzen, 
Driginalbelege von Zeitschriften, Filmmaterial — aus 
dem Archiv für Zeitgeschichte ergänzt werden. Neben 
der aussergewöhnlichen Persönlichkeit dieses Augen- 
zeugen des 20. Jahrhunderts trat insbesondere Boss- 
hards Beitrag zur Entfaltung des modernen Photo- 
‘ournalismus in den Vordergrund. Seine Reportagen 
aus Zentralasien, Indien, China und der Mongolei 
verblüffen immer wieder durch die Verbindung von 
photographischer Qualität und dokumentarischem Ge- 
halt. In ihrer heute noch faszinierenden Frische und 
Unmittelbarkeit bezeugen sie aber auch, mit welcher 
Gewandtheit und interessierten Anteilnahme sich der 
»hemalige Bauernsohn aus Samstagern in fremden 
Kulturen zu bewegen wusste. PPf
	        
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