islamischer Kunst statt, die Matisse zeitlebens tief fas-
zinierte. Deren Leitvorstellung ist die Evokation des
Paradieses, des auf die Erde heruntergelassenen Him-
mels. Die Gew ölbe, inspiriert von dem gr ossen V orbi ld
der Hagia Sophia, wirken lei cht wie Baldachine und
berühren, quasi von oben gehalten, kaum den Bode n.
Das Prinzip ist bis in die sich nach unten in mögli chst
zierliche Säu len auflösenden W andgliederungen, die
charakteristischen, oben spitz auslaufe nde n und unten
einschwingenden Bögen und die sich in konkave Par-
z ellen zergliedernden Kapi telle durchgehalten. Die von
ornamentalen Fliesen oder filigran durchbrochenen
Platten überzogenen Schau fas saden sind hängende
Kompositionen, die sich nach unten vor den dun klen
Schat ten der Durchgänge verlieren und in davor ange-
leg ten W asserflächen spiegeln. Der dominante Farb-
klang ist Blau und Grün, H immel und Garten . Das ins
Türkis spielende H ellblau und das gegen Blau abge-
tönte dunkle Grün von Barbizon entspricht den
Haup tfarbe n der Kerami k von Iznik, zu denen oft ein
tiefes Dunkelblau und wenige rote Akzente kommen.
Die V orstellungen vom irdischen Glück erlebten um
1900, von der Leben sphi losophi e und einem neuen
Optimismus getragen, einen Höhepunkt, an den
Matisse inhaltlich mit den beiden Hauptwerken von
19 05/06 Luxe, calme et v olupté und Le bonheur de vivre
anknüpft. Die Begegnung mit der islamischen Kunst
half ihm, rein formale Äquivale nz en für di eses
Lebensgefühl zu entwickeln; Barbizon ist eines der
frü hen Zeugnisse dafür. Christian
Klemm 78