Volltext: Jahresbericht 2004 (2004)

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Nachdem bereits im Septe mber 2003 das Ober ge- 
schos s des Flügel s gegen die Rämistrasse geräumt 
worden war, f olgte im F ebruar die Schlies s ung des 
gesamten A ltbaus für die vorletzte und komplexeste 
Re nov ationse tappe. Eine Auswahl aus der Sammlung 
wurde im Anbau von 1976 präs entiert: im Parterre 
einige Altmeister, im zw eiten Stock Impressionisten 
und Postimpressionisten, während sich die Klassische 
Moderne mit dem Bereich unter den Emporen begnü- 
gen musste. Der Zugang erfolgte über die Treppe zum 
grossen Saal durch eine provisorische Passage im 
ersten Stock, in der Ze ic hnungen von Giezendanner 
die Baustelle hinter den Wänden vergegenwärtigten 
(s. S. 17). Gleichzeitig mit der Eröffnung der erneue rten 
Eingangshalle am 12. Oktober wurden die Giacome tt i- 
Räume w ieder zugänglich, die nun in einem helleren 
Ton und gelockerter Präsentation e rscheinen. Im 
hinteren Durchgang wurde um den von Gabrielle 
Berthoud geschenkten Ägypten-Band, den A lberto 
be s onders reichhaltig und interessant mit Zeichnun- 
gen vers ah, eine kleine Accrochage verwa ndter Arbei- 
ten gruppiert (vgl. auch S. 17). 
Die Neuzugänge waren ein letztes Mal von der 
Grosszügigkeit unseres langjährigen Freundes und 
Gönners Dr. Peter Althe r geprägt, dessen liebens- 
wür dige und auch etwas enigmatis c he Person wir nun 
sehr vermissen. Nicht weniger als dreissig Jahre 
gehörte er dem Vorstand der Kunstges el lschaft an, 
von 1975 bis 1986 als Vizepräsident. Aus den Mitteln 
des von ihm eingerichteten und verwalteten Hol enia 
Trust im Andenken an Joseph H. Hirshhorn konnten 
über die Jahre etlic he hervorragende Meisterwerke 
von Cla ude Lorrain über Hodl er und Matisse bis zu 
Pollock erworben werden. In se inem T estament ver- 
machte er der Kunstgesellschaft nicht w eniger als 
die schöne runde Summe von einer Million Franken, 
was uns l eider nur sehr gelegentlich zustösst. Ein Teil 
dieses Betrages ermöglichte die Erwerbung eines 
der faszinierendsten der seltenen Tierbilder der hol- 
ländischen Malerei des 17. J ahrhunderts: der «Zwei 
Jaguare» von Jacob Cuyp, der wie kaum ein anderer 
Zeitgenos s e das physische und psychische Wesen der 
Tiere zu erfassen wusste. Die Wildkatzen dürften eine 
Sendung von Johan Maurits von Nassaus bras iliani- 
scher Expedition an s einen V etter F r ederik Hendrik, 
den Statthalt er der Niederlande, gewesen sein. Die 
Faszination des Gemäldes beruht aber nicht nur auf 
der l ebendigen Präsenz der Lebewesen, s ondern 
ebens o auf dem stimmungsvollen Licht und der meis- 
terhafte n Komposition, die die beiden Raubtiere in 
einem überra sc h enden, s pannungs voll en Kontras t 
erscheinen lässt. 
Aus den Mittel n des Hol enia Trusts konnten noch 
zu Lebzeiten von Peter Althe r zwei kl eine, voll endet 
er halt ene Gemä lde auf Kupfe r von Hauptmeistern des 
17. Jahrhunderts erworben werden. Claude Lorrains 
«Tanz der Jahreszeiten» von 1662 strahlt wie am ers- 
ten Tag in einer lichten Kl arheit, die die meisten der 
grossen L e inwandgemä lde schmerzlich vermissen 
las sen. Seine einzige, für sich se lbst gemalte Alle gorie, 
Apoll , der den Reigen der Jahreszeiten zu den Harfe n- 
klängen des Chronos anführt, bildet einen H ymnus auf 
die Schönheit der sich im rhythmischen Wechsel ewig 
erneue r nden Natur . Das einzigartige Gemälde tritt als 
Spätwerk zu Cla udes frühem Bild mit den Jägern und 
der «Pastorale mit dem Kon st antinsbogen» , einem 
Hauptwerk der Reifezeit, das wir ebenfalls dem Hole- 
nia Trust verdanken. 
Durch eine Spende des Holenia Trust wurde es 
möglic h, dass uns S.E. Karim Khan die Kupfertafel mit 
der «T aufe Christi» von Annibal e Carracci schenkte . 
Dass ein Werk dies es Hauptmeis ters in unse re Samm- 
lung ge langt, ist an sich schon e rs taunlich genug; dass 
in ihm die unmittelba re V ors tufe zu Domenichinos 
grosser «Landschaft mit der Taufe Christi» t ritt, gr enzt Sammlu ng
	        
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