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denenmit«Françoise»undihremRennwagenwohldas
wichtigste erworben werden konnte.
Drei weitere grosse Werke zwischen Skulptur und
Installation, die im Berichtsjahr ins Kunsthaus kamen,
werden wohl ebenso wie die bereits erwähnten erst
im Erweiterungsbau voll zur Geltung kommen. In dem
zauberhaften «Schattenspiel» dürfte dem Spurensi-
cherer Hans-Peter Feldmann die poetischste Gestal-
tung seiner Auseinandersetzung mit dem Erinnern
und Vergessen gelungen sein. Auf fünf kleinen Karus-
sells drehen sich Spielzeugmodelle und Souvenirs; zu
sehen sind primär die Schatten an der Wand dahin-
ter, die sich ineinander fliessend überschneiden, aus
grossen verzerrten Massen zu kurz vorbeigleitenden
präzisen kleinen Silhouetten verdichten, um sich als-
bald wieder diffus auszudehnen und im Dunkeln zu
verlieren. Mit optischen Wirkungen des Erscheinens
und Verschwindens arbeitet auch Dan Graham in sei-
nen Pavillons aus Zweiwegspiegelglas, nur sind eshier
nicht Schatten, sondern die Museumsbesucher selbst,
diesichin«SineWave/ZigZag»bewegenunddabei
bald sichtbar werden, bald ihrem eigenen Spiegelbild
opak oder durchsichtig begegnen. Die gewichtige Dau-
erleihgabe finanzierte die Walter A. Bechtler Stiftung
im Rahmen ihrer Übernahme der «The 2000 Sculpture
Foundation» mit der monumentalen Installation von
WalterDeMaria.LeeUfan,vondemwirvorvierJah-
ren das bedeutende Gemälde «With Winds» erworben
haben, schenkte uns eine charakteristische Boden-
skulptur, die unterschiedliche Energien von je zwei
grossen und kleineren Steinen auf eine Eisenplatte
demonstriert – eine meditative Setzung aus dem Geist
japanischer Zen-Gärten.
IndenJahren,indenenkeinegrösserenSchenkungen
ins Kunsthaus kommen, wird besonders deutlich, wie
engderAusbauderSammlungmitderAusstellungs-
tätigkeit verknüpft ist. Die umfangreichste Erwerbung
– sie wird der Grosszügigkeit der Vereinigung Zürcher
Kunstfreunde verdankt – eilt für einmal der entspre-
chenden Ausstellung sogar voraus: Es ist die «Frau
mit Hund» von Katharina Fritsch, begleitet von zwan-
zig Regenschirmen und fünf monumentalen Siebdru-
ckenmitPariserSujets–dasGanzeeinraumfüllendes
Ensemble voller poetischer Assoziationen und nostal-
gischer Obertöne. Die rosarote Muschelfrau evoziert
von der Venus Anadyomene über den «stile rustique»
der manieristischen Grottenwelt bis zu den Souvenir-
Nippes mediterraner Badeorte, wohin die elegante, von
einem Kleid Diors inspirierte Dame mit ihrem assor-
tiertenweissenPudelehambesten passt, bildmächtig
GöttlichesundBanales.DassindenAusstellungengros-
se Installationen zunehmend dominieren, zeigt sich so
auchindenZugängen:derhektischen«HomelandSecu-
rity» mit ihrem chaotischen, aus Abfallholz zusammen-
gehämmerten Zuschauerraum noch aus der Lieshout-
Präsentation, der umgekehrt quasi leeren Intervention
von Shahryar Nashat ausden «Shifting Identities», die
zahlreich in die Sammlungsräume ausuferten und aus
denen auch die dokumentarische Arbeit «Nimbus der
Verfehlung» von Marc Bauer mit ihren schönen Zeich-
nungen, gedankenschwangeren Zitaten und dem düs-
ter stimmungsvollen Gemälde von Heideggers Hütte in
Todtnauberg stammt. Zu den Entdeckungen von «Euro-
pop»,zudemdieSammlungihrerseitseinpaargute
Exponate beisteuern konnte, gehörten die grossen,
frühen,ganzflächigenGemäldevonFranzGertsch,von Sammlung