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verkörpert etwas Lustwandlerisches und Feierliches,
aber sieistauch einAmalgamausganz verschiedenen
Welten,jeneder«Châteaux»genausowiejeneder Bri-
coleurs und der billigen Meeressouvenirs.
Zugleich verkörpert der Mythos Paris als Stadt
der Liebe, aber auch der Kunst, der Philosophie, der
Cinéphilie und der weisen Lebensart eine Idealität, in
welcher Gegensätze aller Art, vor allem auch zwischen
HighandLowsozusagenineinemYinundYangdes
Komplementären, des nicht Antipodischen geklärt
zusammenfinden.
Diese Idealität ist nicht zu verwechseln mit der
Idee des Erhabenen und Sublimen wiesiedieabs-
tra kte Kunst verfolgte, welche sich abgrenzt von allem
Niederen.HiergehtesgeradenichtumdasinExklu-
sivität gefeierte Loslösen von aller Erdenschwere.
Eher um einen träumerisch beflügelnden Aspekt der
Wirklichkeit. Bice Curiger
Eine Art Fluidum durchflutet denRaum,wieeine
Melodie mit frankophilem Refrain. Es waltet die verwir-
rende Klarheit eines Spiegelkabinetts, wo der Bedeu-
tungs-Status der Bilder heiter oszilliert und unfassbar
bleibt. Auch die pastellfarbenen Farbakkorde verbrei-
ten den Eindruck von Zwielicht. Der Schirm zählt wohl
zum Uralphabet des Menschenverbindenden im kollek-
tiven Bilderreservoir. Mit ihm kommt Psychologisches
ins Spiel: zwar will er beschirmen, beschützen, aber
erwillauchmitMaryPoppinsindieLüfteabheben.
Die sprichwörtliche technische Eleganz des Schirmes
nimmt hingegen auf verwirrende Art den formalen Ver-
gleich mit der biologischen Struktur der Muschel auf.
Esist eine ambivalente Süsse und Beschwingtheit,
welche angesichts der Muschelfrau auch schon die
Assoziation an die Vagina dentata aufkommen liess,
dem «Lieblingsmotiv» der Surrealisten, so wie etwa
Harriette Zilch im Katalog zur Ausstellung «Body- check»schrieb.DierosaFigurmitBlüte,StabundHut