Volltext: Jahresbericht 2015 (2015)

KADER ATTIA   
CUL TURE, ANOTHER NATURE REP AIRE D, 
2014 
Etwas reparieren heisst, es wiederherstellen. Doch 
gleichzeitig bedeutet R epar atur auch Unrecht ausgleichen, wie 
z. B. das deutsche Wort «Reparaturzahlung» zum Ausdruck 
bringt. Kader Attia (* 1970) beschäftigt sich seit fast zwa nzig 
Jahren mit dem Thema «Reparatur». Er spielt in sein en Wer- 
ken mit der Dopp elbed eutung des W ortes und untersucht die 
untersc hiedlic hen Konzepte, die in der westlic hen und nicht- 
westlichen Welt hinter dem Begriff stehe n. «Reparation ist 
zuallererst eine Wunde [...] Ich zeige etwas, was die westliche 
Gesch ichte ausgeblendet hat», sagt der Künstler . 
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Kader Attia wurde als Sohn algerische r Eltern in Dugny , 
einem Vorort nördlich von Paris gebor en. Er verbrachte seine 
Kindheit zwischen Frankreich und Algerien, zwischen einer 
christli chen und mu slimische n Gese llschaft also. Die pers ön- 
liche Geschichte fliesst in sein Werk ein, und Themen wie Iden- 
titätskonstruktion, Zugehörigkeit und die koloniale Vergangen- 
heit Europas spiel en eine wich tige Rolle. 
In seiner lan gjährig en Auseinandersetzung mit dem The- 
ma «R eparatur» ist Kader Attia auf F otografie n von verletzten 
Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg gestossen, deren Gesichter 
durch Kugeln und Granatsplitter entstellt worden waren. Diese 
sog. «Gueules cassées» (zerschlagenen Gesichter) überlebten 
den Krieg zwar, waren aber aufgrund der grässlic h en V erlet- 
zung en für den Rest des Leb ens gezeichnet, sowo hl physisch 
wie psychisch. Als Kader Attia die B ilder der Verletzten sah, 
m usste der Künst ler an afrikanische Masken denken, deren 
einzelne Holzteile oft mit dicken, harten Klammern zusam- 
men gehalt en wer den – ähn lich wie die mit gr oben Stichen ge- 
nähten Wunden in den Gesichtern. Viele dies er Soldat en waren 
übrigen s von den kriegsführenden Nationen aus den früheren 
Kolonien r ekrutie rt worden.
	        
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