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Denken wir etwa an unse ren bedeutenden Sammlungs-
bestand an prächtigen Seestücken und Stillleben vo ller
exotischer Preziosen von holländischen Künstlern des
17. Jahrhunderts. Diese Bild er sind von hoher künstleri-
scher Qualität, und es berei tet Freude, sie in ihrer stili s-
tischen Eigenart zu studieren. Zugleich aber sind nicht
wenige der in ihnen präsenten Bildmotive untrennbar
verknüpft mit der Geschichte der damals wichtigen Kolo-
nialmacht Holland, die notabene auch beispielhaft für die
bedeutende Rolle steht, die Europa im transatlantischen
Sklavenhandel gespielt hat. Auch die erwähnten wunder-
schönen Gemälde entstanden also so gesehen vor einer
Folie, die Entrechtung und Verfolgung einschloss. Von da
aus ist es nicht mehr weit zur Spiegelung postkolonia-
ler Missstände, wie Gqunta s Werk sie beinhaltet. So lche
Arbeiten können uns somit helfen, historisch relevante
Schichten in Werken unserer Sammlung neu in unsere
Betrachtungen miteinzubeziehen. Dies bereichert unse-
ren Blick.
KÜNSTLERINNEN IN DER SAMMLUNG
Bleiben wir beim riesengrossen Thema «Künstlerinnen».
In der Sammlung des Kunsthauses gibt es bis weit ins
20. Jahrhundert hi nein ein eklatantes Missverhä ltn is zwi-
schen der zahlenmässig ma ssiv dominierenden Kunst von
Künstlern und derjenigen, die von Künstlerinnen stammt
(um uns hier auf diese beid en Kategorien zu beschränken).
Dies hat mit der Geschichte der Kunst selber zu tun, im
Rahmen derer erst ab Ende des 19. Jahrhunderts Frau-
en überhaupt so langsam die Gelegenheit erhielten, sich
zu Künstlerinnen au sbilden zu lassen. In der Sch weiz ge-
schah das wie üblich noch mals deutlich später . Die Ku nst-
haus-Sammlung bil det hier also einen allgemeinen Miss-
stand ab. Immerhin nimmt die Präsenz von Werken von
Frauen mit fortschreitender Dauer des 20. J ahrhunde rts
zu, erst ab den 1960er-/1970er-Jahren aber ändert sich
das Verhältnis signifikant. Dies hat nicht zuletzt mit dem
Aufkommen der Vide o-, Installations- und Performance-
Kunst zu tun, bei denen Künstlerinnen bis heute mit ton-
angebend sind. Hier sind Künstlerinnen in der Samm-
lung nun breit vertreten, in manchen Jahren wurden und
wer den mehr Werke von Künstlerinnen als von Künstlern
erworben. Was nun die Präsenz der Werke von K ünstlerin -
nen in den R äumen der Sammlung a ngeht, so sind Frauen
bis heute krass u ntervertr eten. Mehr als punktuell än dern
können wird sich dies erst ab Eröffnung des Erweiterungs-
baus. Denn erst dann können wir end lich der neuesten und
Gegenwartskunst genug Platz einräumen, im Rahmen de-
rer Künstlerinnen stark präsen t sind. Das Kunsthaus wird
dann ein neues Gesicht zeigen können, eines, das nicht
mehr nur von den «Dead White Males» dominiert wird.
Wobei dies ein komplexes Gelände ist. Die gros se Meret
Oppen heim etwa sagte, es gebe keine «weibl ich e» Kunst:
der Geist sei androgyn. – Die ser androgyne Geist aber, er
soll, er muss, er wird im erweit erten Kunsthaus mehr Ent-
faltungsmöglichkeit erhalten. Und dies wird es mit sich
brin gen, dass Frauen, die Kunst gemacht haben und ma-
chen, in den Sammlungsräumen des Kunsthauses endlich
markant stärker vertreten sein werden. Eine ( jüngst par-
tiell geforderte) Quote von 50 Prozent Kunst von Frauen
aber wird es im Kunsthaus nicht geben können, so lange
wir – wie ich finde, zu Recht – unsere Aufgab e darin seh en,
nicht nur unsere Sam mlung zu zeigen, so ndern auch die
historische Realität der in ihr gespiegelten Geschichte der
Sammlungstätigkeit der Kunstgesellschaft erfahrbar zu
machen. Dies aber heis st, auch die starken gendermäs-
sigen Asymmetrien auszuhalten, die erst ab der Ära Felix
Baumanns und v. a. der aktuellen von Christoph Becker
intensiv korrigiert zu wer den begannen.
ENTDECKUNGEN
Was Kunst von (und für?) Frauen angeht, sei hier ab-
sch liesse nd noch auf ein besonders bedeutendes Werkge-
schenk zweier grosser Freunde und Förderer des Kunst-
hauses, Thomas und Cristina Bechtler, hingewiesen. Zur
Erinnerung an ihre im Dezember 2014 bei einem Unfall
tragisch ums Leben gekommene Tochter Johanna haben
sie dem Kunsthaus eine eindrucksvolle, lichte Skulptur
der amerikanischen Malerin, Bildhauerin und Filmerin
Sarah Morris geschenkt. Sie ist im Bildteil abge bil det.
Ebenfalls zu entdecken ist dort eine weitere, durch Frau
Verena Heberlein-Stahel erfolgte Schenkung. Es handelt handelt