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die bekannten Verdächtigungen der belgischen Neu
tralität an, die für denkende Menschen zur Genüge
widerlegt sind. Belgien sollte eben — besten Falles
für dieses Land — ein Handels Objekt beim Friedens
schlüsse werden. Inzwischen hat der Krieg so lange
gedauert und die Deutschen haben ihre Fänge so tief
in das unglückliche Land eingescihlagen, daß man nur
mit Schauder daran denken kann, was sie einmal da
von zurücklassen.
Immerhin, kein Reichskanzler hat das Wort vom
4. August 1914 zurückgenommen, nur vor einer klaren
Wiederholung hat man sich gescheut.
Ich habe selbst in Deutschland zwar manchen
kompetenten Mann gesprochen, aber niemals einen,
der mir gegenüber auch nur versucht hätte, mit irgend
einem Wort eine Schuld Belgiens anzudeuten. Trotz
dem ließ man und läßt man Tausende von Handlangern
immer neue Anschuldigungen verbreiten, die jene Er
klärung des Reichskanzlers vergessen machen und das
deutsche Volk gegenüber Belgien hart machen sollen.
Das deutsche Volk, das ohnehin seine Führer wenig
mit Fragen nach Wahrheit und Gerechtigkeit im
Kriege beunruhigt, das vor allem das unvermeidliche
Elend auf andere ah wälzen möchte und von seinen
Führern in der Hauptsache nur verlangt, daß sie
keinen materiellen Mißerfolg halben! Das deutsche
Volk, das ohnehin — mag der Reichskanzler gesagt
haben was nur immer — gewissermaßen glauben will,
die Belgier hätten den Ueberfall verdient und keine
Bereicherung seines aalten Märohenschatzes über Bel
gien (die Franzosen waren zuerst in Belgien — die
Engländer wären doch nach Belgien gekommen — die
Belgier hätten sich anstänldigerweise nicht wehren
dürfen etc.) braucht.
Da mag es denn nicht unnütz sein, wenn ich an
meinem bescheidenen Teile etwas zur Steuer der
Wahrheit beitrage. Was ich jedem Bekannten münd
lich gesagt habe, wirkt vielleicht mehr, wenn ich es
den Unbekannten öffentlich unterbreite. Und wenn es
nichts nützt, so sei es wenigstens ein Trost für die
Freunde der Wahrheit und für die Belgier im beson