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FRANZ HELD <t 1908):
MENSCHENOPFER
(Zur Zeit der Unabhängigkeitskämpfe der Tiroler gegen Napoleon I.)
Für den Kaiser ich geboren wurde
Hier vom Tode ich erkoren wurde,
(Inschrift eines Gr aß Steins vor Mittemvaid,
datiert 18 o9)
Zum Soldaten ward ich dem Kaiser geboren,
Hab" mein junges Leben für ihn verloren.
Rauh die fremden Berge und trüb die Sonne —
O wie breit und glänzend daheim die Garonne!
Mit den Bayern ging ich ins tirolische Land.
Huh, da ward lebendig die Felsenwand!
Blödce spie die zornige Alpenfirn —
Und aus meinem Schädel verspritzte das Hirn.
Floß mein rotes Blut übern sanften Rain,-
trat mit weißer Pfote ein Lamm hinein —
spülte fort die Flecken im muntern Quell,
hüpfte weg. Ich starb. Und der Morgen war hell.
Weißes Lamm, du armes, wie bist du gescheit!
Springst und grasest fröhlich, solangs noch Zeit.
Zeterst bald umsonst in des Fleischers Ohren,
bist ja auch, wie ich, für das Schlachten geboren.
Stiller Mond, du über der starrenden Wand,
schaust auf manches Grab in gar manchem Land.
Zu mir Düstrem dreh deine düstre Seit 7 ,
mit der lichten leucht 7 in die Lande so weit!