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lichkeit eines solchen Geschehens bewußt werden. Der Merk war
wütend und mit der Freundschaft war es aus.
Was war das ganze Gerede über die Schönheit des männlichen
Körpers nun gewesen, so zwecklos wie — na, es war eklich über
haupt. Er, Kutschenbauch, tat aber nun sehr wissend und überließ
sich wieder einem poetischen Triebe. Hier ein Sonett von ihm:
Und da mein Auge sah durch Erdenschlünde,
Aus Schlamm und Nacht zu Licht und kühlen Winden,
Draus alles wächst zu ewigen Feuersonnen
Wo Schlaf und Schweigen Jubelndes verkünden.
Nur was die Fasern schlägt in Gram und Grauen
In Tiefen, Schächten und in schwarzen Bronnen,
Und Aderwässern wird zu Bluteswonnen.
Tod, Tag und Träume ruhen,
W urzel versp onnen
Ward ich gewürdigt neues Licht zu finden.
Der feinste Duft des Leidens ist die Lust,
Der Schmerz nur darf in lichte Himmel schauen —
Wird sich der Blütenseligkeit bewußt —
Ist Spiel und Spiegel —
Selig ist die Fläche,
Nur über schwarze Tiefen tanzen Bäche.
Sehr schön eigentlich, so etwa wie Sonette Schopenhauers.
Ueberhaupt — man möchte kaum glauben, was für talentierte Leute
in Deutschland umherlümmeln. Es ist eben das Land der Dichter
und Denker.
Doch, doch, es gibt viele Persönlichkeiten in Deutschland,
jeder Unteroffizier, ja Dein Portier ist individuell begabt. — Aber
du lieber Himmel, was hilft das alles. Unser Adolf Kutschenbauch
wußte sich vor Individualität garnicht zu lassen. Er wußte nicht,
was er mit sich anfangen sollte, kurz und gut: nach allen mög
lichen Versuchen mit Schönheit, Philosophie, Suff und Tripper
war er ganz und gar am Ende. Vielleicht wäre er wirklich wie
eine Uhr abgelaufen, eingedenk des Schopenhauerschen Wortes,
daß die Jugendgenialität sich später total verflüchtig, vielleicht
hätte er eine Familie gegründet, und eine holde Frau und