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EINFÜHRUNG
Von dem französischen Maler Jean- Dominique Ingres
wird das Wort überliefert: Le dessin comprend les trois
quarts et demi de la peinture, le dessin comprend tout,
excepte la teinte; von dem Deutschen Hans von Mardes:
Zeichnungen sind nur für den Künstler selbst da und allen=
falls für diejenigen, die er an seinem innern Prozeß teilneh=
men lassen will. Als Überhöhung und darin gleichzeitig
doch auch Bestätigung dieser Aussprüche ließe sich das
Bekenntnis von Tintoretto beigesellen: Schöne Farben kann
man in den Läden am Rialto kaufen, aber die Zeichnung
ist nur mit viel Arbeit und langem Nachtwachen aus dem
Schrein des Geistes heraus zu ziehen.
Das Geleit der großen Meister naher und entlesener Zeiten
namentlich mit der Vorstellung ihrer eigenen Zeichenkunst,
macht einen Gang durch die Zeichnungs- Ausstellung
Schwarz= Weiss schon ergiebig, es gibt Maßstäbe und Ein=
sichten. Wenn Ingres die Zeichnung als Siebenachtelsmalerei
wertet, Marsees als Zeugnis für den innern Prozeß des Künst=
lers, das heißt des Malers, und Tintoretto sie, als Form,
der Farbe gegenüber stellt, so stellen freilich alle drei sie in
ein unmittelbares, im schönsten Sinne dienendes Verhältnis
zur Malerei.
Kunsthaus zürich