Zahl, von den frühen Tafeln aus der Wende vom 14. zum 15. Jahr-
hundert bis zu den Bildern von Altdorfer und dem neu aufgetauch-
ten Mitteldeutschen Meister um 1540.
Gelegentlich wird örtliche Gebundenheit durch diese Wandlung
beinahe aufgelöst, so zwischen den Tafeln aus der Werkstatt des
Konrad Witz und denen der Berner und Zürcher Nelkenmeister;
dann wieder ist sie stärker, wie zwischen den Norddeutschen Pas-
sionstafeln von 1474 und dem gegen 30 Jahre jüngeren Bildnis des
Meisters der Lübecker Gregorsmesse, oder bei den Figuren von
Funhof und dem Norddeutschen Bildnis von 1490 mit der aller-
dings als Westfälisch geltenden Kreuzigung von 1480, die wieder
eher für das Übergewicht der Zeitform sprechen würde. Ver-
hältnismäßig wenig unterschieden sind im zweiten Viertel des
16. Jahrhunderts die Bildnisse von Hans Asper, Konrad Faber,
Hans Schöpfer, in Zürich, Frankfurt, München; durch örtliche und
persönliche Distanz getrennt das Werk des Bernhard Strigel und
das des Lukas Cranach.
Die drei Größen Ort, Zeit und Meisterpersönlichkeit und die
Beachtung ihres gegenseitigen Anteils am einzelnen Werk öffnen
Annäherungswege zu seinem Wesentlichen, dem Künstlerischen.
Als schwere Hindernisse werden auf diesen Wegen mit Unbehagen
und Entmutigung der selten einwandfreie Erhaltungszustand und
die öftere Namenlosigkeit oder unsichere Zuschreibung der Tafeln
beklagt. Die Restaurierungsfrage wird heute immer mehr so be-
handelt, daß Restaurieren nicht bedeuten soll Fehlendes beifügen,
sondern einzig: Nicht-Ursprüngliches wegnehmen; wie ein ver-
wittertes Gesicht den Vorzug hat vor einem überschminkten. So
wird es dem Kunstfreund immer leichter werden, vor alten Bildern
nicht an dem zu haften, was verdorben, sondern an dem, was vor-
handen ist, und vor unvollständigen Antworten auf die Urheber-
frage, nicht an dem, was er nicht weiß, sondern an dem, was er
sicht.
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