Full text: Ausstellung Deutscher Malerei

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sah er den Impressionismus nicht, sondern glaubte 
an Fontainebleau, und von hier aus entdeckte er 
Holland, die holländische Natur, die ihm dann 
zur zweiten Heimat wurde. Er malte die berühm 
ten frischen, graugrünen Bilder der „Netzeflickerin 
nen“, in denen sein Landschaftgefühl sich zur 
Monumentalität aufreckte, er malte die „Flachs 
spinnerin“, vor der Menzel sagte, Liebermann sei 
der einzige, der Menschen darstelle und keine 
Modelle. Erst ganz allmählich, erst in den neun 
ziger Jahren, wandte er sich konsequent dem 
Pleinairismus zu, sein Naturgefühl war so stark 
geworden, dass das unmittelbare Schaffen vor 
der Natur ihm Bedürfnis ward. Erst auf dieser 
Stufe ward der fast Fünfzigjährige zum Impres 
sionisten. Die Wunder des Lichts und der Farbe 
gingen ihm auf, und mit diesem Besitz schuf er 
dann die grosse Reihe der Gemälde mit den ewig 
abgewandelten Motiven von badenden Jungen, 
Kindern am Strande, Reiter am Meer, Polospiel 
und Amsterdamer Judengassen. Der Liebermann- 
sche Impressionismus ist aber eine ganz persön 
liche Angelegenheit. Im Gegensatz zu andren 
Impressionisten sucht Liebermann hinter der Er 
scheinung, dem ästhetischen „Schein“ der Welt, doch 
immer in viel stärkerem Grade die Konstruktion.
	        
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