Das Wort und das Bild.
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Kann man seine eigenen Gedanken denn vergessen? Ich finde
bereits in Berlin notiert, daß das Dämonische abgetan sei; daß
man durch Dämonie sich nicht mehr unterscheide. Ein neuer
Beweis dafür, daß Kopfresultate nicht viel besagen; denn ich
habe der Triebmusik gleichwohl nicht widerstehen können, son
dern mich fortreißen lassen.
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Auch über die Intuition hatte ich mir bereits früher notiert, 25. IX.
daß sie zu den ,satvamhaften Widerwärtigkeiten' zähle. Und bin
ihr doch verfallen. Die Wissenschaft hat gewiß recht, wenn sie
der Willkür von Phantasie und Gefühl entgegentritt. Das ändert
zwar nichts an ihrem Rang, aber es zeigt doch, daß sie streng
ist mit einem fragwürdigen Irrationale.
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Überraschend ist, daß für Spinoza, der doch gleichfalls ein
Gelehrter war, die scientia intuitiva die höchste Form der Er
kenntnis darstellt. Nach den Indern ist sie eine Täuschung, ein
Irrtum, wenn sie für göttlich genommen wird. Die scientia in
tuitiva verleitete Spinoza, die Natur als ein göttliches Wesen zu
betrachten, eben weil er die Intuition für göttlich hielt, während
sie in der Natur beschlossen bleibt.
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Man muß auf der Hut sein. Es gibt eine Dauer und Unsterb
lichkeit auch im Bösen. Wäre dem nicht so: wo sollten die De-
strukteure sich unterrichten?
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Wundervoller Tag. Ihn empfunden zu haben, ist ja auch etwas. 25. IX.
Das Laub fällt. Die blauen Edeltrauben hängen rund und reif