Michael: ZumRnechteward, Sergius, Dein Volk, und spie an in Vertierung,
was Gott ihm gab zu dankender Hinnahme. Gabriel: Sie achteten das
Geschenk des Lebens für nichts und wurden so des Bösen Beute und wehrten
des Bösen nicht, wer aber gegen das Leben ist, der ist gegen Gott. Michael:
wer das Leben so von sich wirft voll Verachtung, der schmäht des Herrn
Gabe und tut Gott ab, da er sein Werk abtut. Der Allweise hat Dein Gebet
nicht erhört, Sergius. Gabriel: Deine Scharen rufen Dich Andreas, zur
Fürsprache. Hör, was sie beten:
(Ein mißtönend gesungener Psalm von unten, vermengt mit der Stimme eines
Predigers, Rufen und Zählen.)
Andreas: Sie schlagen den harten Blick in falscher Demut zu Dir auf,
o Herr, aber hab' Erbarmen mit ihnen. Sie sündigten vielfach, so sagen sie,
aber sie gaben nie ein lautes Ärgernis. Sie ziehen in den Rampf zur Wahrung
dessen, was Rechtens ist in geschlossenen Verträgen. Hör' ihr Gebet, o Herr,
und achte nicht, daß sie es nur mit gespaltener Zunge noch sprechen können.
Versage ihnen nicht Deine Güte und gieße Dein Mitleid über die Verdürstenden.
(Die Erzengel lauschen in die Höhe: Der Septimenakkord der Posaunen bricht
wie früher jäh ab und Andreas sinkt erschüttert zusammen.)
Michael: In Hochmut dient, Andreas, das Volk Deiner Fürsprache dem
Herrn, und heimlicher Sünde ist es ergeben hinter den durchsichtigen wänden
seiner Tugend, wer wahrhaft das Rechte tut, der tut es in heimlicher Demut.
Gabriel: Recht und Recht hält die Waage des Herrn allein und keines
Menschenvolkes Hände sind rein und stark genug, die Waage zu halten. Dein
Volk ist vermessen, Andreas. Michael: Macht verwirrt Deines Volkes Sinn,
doch ist es irdische Macht und fällt so unter die Beuge des Herrn. Es liebte
Dein Volk Gottes Erde nicht anders, es änderte sie denn zuvor nach seinem
Dünkel. Gabriel: Und wollte sechs Tage Verrat des Himmels mit einem
Tage schaustelliger Buße sich erkaufen. Gott, der gestrenge Richter, hat Dein
Gebet nicht erhört, Andreas. Michael: Deine Scharen rufen Dich, Jungfrau,
zur Fürsprache. Hör, was sie beten.
(Man hört von unten stückweise die Marseillaise, Rufe wie patrie, Gloire,
ein Kirchenlied von Frauen- und Rinderstimmen.)
Die Jungfrau: Deines Sohnes benedeite Mutter, o Herr, gab mir die
Fahne, daß ich mein Volk mit ihr zum Siege führe, dessen Gnade du ihm
schenktest. Hab Erbarmen, o Herr, mit Deinen Rindern auf Frankreichs Erde.
Meines Volkes Herz ist voll Bitternis, denn des Besiegten Leben geht in
Trauer und der Schrei nach Rache erstickt sein Geber. Du prüftest uns ein
mal, o Herr, und hast uns zu schwach befunden. Du prüfst uns zum andern
Male, nun gib uns die Stärke, daß wir Dir fürder dienen nach Deinem
Geheiß.
(Von oben die Stimme des Herrn im Septimenakkord der Posaunen;
die Iungfrau neigt ihr Haupt in die Falten der Fahne.)
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