61
Kampfansage freilich sehr wenig einverstanden, aber ich halte das Schwert für
kein papierenes nvd hege keinerlei Zweifel an Patriks fehr ernstlichem Willen
rvm Losschlagen. Erlebnis gegen Erlebnis! Was Lebensavschauvngen er
schüttert nvd Lebenswillen ;nnt Kampfe weckt» das ist keine Literateuangelegevheit.
Und es hat sehr wenig Zweck vom Eevfelzu behaupten, er sei nur an die Wand
gemalt.
2. „Zwei Seiten Earlgle oder Auskiu schlagen 2000 Seiten Ehesterton tot."
Variante: Zwei Roggenbrötcheu find 2000 Svgwerspitzeu vorzuziehen. Sehr richtig
— wenn uns unsere Diät auf eins von beiden ausschließlich anweist» oder wenn
es stch um Leute mit etwas schwachem Magen handelt. Aber im übrige« bin
ich für beides» da ich nun einmal in Sngwerspitzeu Eigenschaften finde» die
den Roggenbrötcheu fehlen. Daß die Eiche schön ist» beweist nichts gegen den
Sasmiu. Aur werde ich mir ans Sasmiubüscheu keine Schränke zimmern und
aus Eichen keine Sträuße binden.
3. Zum Schluß wird Ehesterton gegen Shaw gestellt. Ehesterton drüben
jenseits der Kluft» aber Shaw gehört zu uns „ob wir gleich fein Witzeln» Sprühen»
Funkeln, Leuchten nicht für die volle Erleuchtung und die ganze Einsicht halten".
Woraus wohl zu schließen ist» daß Ehesterton Erleuchtung und Einsicht gänzlich
fehlt? Um bei Shaw zu bleiben: Saeuger selbst Kanu nicht meinen» daß irgend
ein Sterblicher „volle Erleuchtung und ganze Einsicht" habe. Auch wenn ich
auf dem Gaurisankar stehe» sehe ich nicht alles, was die Sonne bestrahlt, und
wenn ich mehr als Adleraugen habe. Aun bin ich gern dabei, Shaw den
Montblanc einzuräumen und Ehesterton nur einen Alpeuvorberg. Und es
kommt dazu, daß Ehesterton die Landschaft gern durch die BÄue ansieht»
wobei sie auf den Kopf zu stehen kommt. Aber auch Saeuger weiß, daß Vor
gebirge sehr hübsche und seltene Aussichten haben» und daß Landschaften durch
die Beine gesehen ganz überraschend reizvoll sind. Mau muß nur keine topo
graphischen Karten in dieser Stellung aufnehmen wollen. 2m übrigen ists nicht
nur hübsch und lustig, sondern kann sogar sehr nützlich sein, wenn man die Welt
mal auf den Kopf gestellt ansieht. Das Schlimme bei Saeugers Schlußbemerkung
ist» daß sie mein Vertrauen in seine Unbefangenheit wankend macht. „Shaw
auf unsrer Seite" — gewiß er meiuts in einem höchsten menschlichen Sinn. Aber
dennoch — ist das Grund zur Anerkennung oder Ablehnung? Darf ich» wenn
ich in einem andern meinen — meinetwegen tätlichen — Gegner erkenne» ihn darum
zum „Ealeutmanne" stempeln? Sollte es Saeuger machen wie die Suugeus» die,
wenn sie geknufft werden, nicht wieder knuffen, sondern schreien: „HL, du
häst Loch in de Büx?"
4. Wir fassen zusammen: Ein Manu, der wie Ehesterton ganz Tendeuz-
uud Angriffsschriftsteller ist, ist keine Literaten-, sondern eine sehr ernsthafte
Lebeusangeleguheit. Ein Manu» der so wuuderüch verzerrt, so märchenhaft
verklärt, so wirklich die Dinge sieht und hinstellt, ist kein Laleutmaun, sonder«
zu innerst vom Leben erfaßt. Wie sollt er auch sonst mich erfaßen? Ei«
Mann» der gegen uns steht, kann gerade darum» wenn er nicht eine gänzliche
Aull ist» uns viele neue Erleuchtungen und Erkenntnisse geben. Denn es ist
immer gut, den Platz und Auschauuugswinkel zu ändern. Friedrich Mark