3
Jahresbericht 1918 der Zürcher Kunstgesellschaft
vereinbarten Preis von Fr. 20,000 vewährt hatte, dankt Zürich nun dieses letzte grosse
Werk des Meisters vollständig und allein der städtischen Behörde. Möchte es überall
und jederzeit der amtlichen Kunstpflege beschieden sein, ebenso bedeutende Aufgaben
ebenso erfolgreich zu fördern.
Die Zuwendungen von privaten Gönnern erfolgten — bis auf ein von Herrn J.
Blumer-Egloff für die Bereicherung des Rudolf Koller-Schränkchens gestiftetes, vom
Künstler nachweisbar persönlich benutztes Zigarrentäschehen — ausschliesslich in der
Form der Ueberweisung von Kunstwerken. Ueber diese berichtet der Abschnitt «Sammlung».
Gesellschaftsanlässe. Das Bächtelismahl wurde wie üblich am 2. Januar
abgehalten und erhielt seine Würze durch die Rede des Präsidenten mit Rückblick auf
las entschwundene und Glückwunsch für das kommende Jahr, durch launigen, künst-
lerischen Tafelschmuck und bunte literarische wie musikalische Spenden,
Vorträge fanden wegen mannigfacher äusserer Hindernisse, Grenzsperre, Grippe,
Versammlungsverbot, im ganzen Jahre nur zwei statt; im März sprach Herr Prof. Dr.
F. Medicus vor einer sehr grossen und dankbaren Zuhörerschaft über «Wahrheit und Schein
in der bildenden Kunst», im Oktober Herr Professor Othmar v. Leixner aus Wien über
«Die Wiener Moderne in der Architektur» mit besonderem Hinweis auf die weithin
beachtete und wirkende Gestalt von Otto Wagner.
Wenn im übrigen auch die Zeiten zum Festefeiern gewiss nicht einluden, so liess
die Zürcher Kunstgesellschaft es sich doch nicht nehmen, den siebzigsten Geburtstag von
Dr. Richard Kissling festlich zu begehen. Abordnungen von Stadt und Kanton Zürich,
der zürcherischen Hochschule, mehrerer schweizerischer Städte und Kantone, eidge-
nössischer Behörden und Vereine, Mitglieder zürcherischer Gesellschaften und zahlreiche
persönliche Freunde des Jubilaren vereinigten sich am 14. April um ihn im Zunfthaus
zur Schmiden. Die wohlgezählten ehrenden Ansprachen und Glückwünsche galten in
arster Linie dem vaterländischen Künstler, dem Schöpfer des «Tell»; die Zürcher Kunst-
gesellschaft flocht darein ihren Dank an den Mitbegründer der mutigen Künstlerhaus-
und späteren Kunstgesellschaft und an ihr Ehrenmitglied für zwanzigj]ährige wertvolle
Mitarbeit im Vorstand und in der Ausstellungskommission.
Beziehungen zu andern Vereinen. Als Sektion des schweizerischen Kunst-
vereins übernahm die Zürcher Kunstgesellschaft im April den «Turnus» und die damit
verbundene Beteiligung an den Gesamtkosten dieser schweizerischen Wanderausstellung ;
sie verpflichtete sich auch zur selbständigen Weiterführung eines Namen- und Literatur-
verzeichnisses als Fortsetzung des schweizerischen Künstlerlexikons, das der schweizerische
Kunstverein ins Leben gerufen und herausgegeben hatte, auf ihre Kosten und durch
ihr Personal.
Der Sektion Zürich der Gesellschaft schweizerischer Maler, Bildhauer und Architekten
und der Künstlervereinigung Zürich gewährte sie weiterhin die Gastfreundschaft der
Kollerstube für Sitzungen und Versammlungen und ihrer Ausstellungsräume für je
eine Sonderausstellung; der Künstlervereinigung auch den üblichen Beitrag an den von
Künstlermitgliedern der Kunstgesellschaft wieder gern besuchten «Abendakt» in der
Kunstgewerbeschule. Auf den Wunsch der Bildhauer der Sektion Zürich der Gesellschaft