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Jahresbericht 1941 der Zürcher Kunstgesellschaft
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an Zürich und die Kunst machte. Mit Schenkungen Hodlerscher Werke zu seinen Leb-
zeiten und letztwilligen Verfügungen weit über seinen Tod hinaus gab er seinem Glauben
an die Mission des Zürchers Kunsthauses und an die unverwelkliche Kraft der Hodlerschen
Kunst für die Mitwelt und die Nachwelt Gestalt.
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So erhielt bis zum Ende des zweiten Jahrzehntes das neue Kunsthaus ein zürcherisches
Welti-Kabinett, eine Gruppe «Neue Schweizer Kunst» mit Amiet, Buri, G. Giacometti und
ihren Freunden, und eine Hodler-Sammlung. Drei von Anbeginn mit Entschiedenheit und
Schärfe aufgestellte und verfochtene Programmpunkte waren damit grundsätzlich erfüllt.
Dem ebenfalls schon früh vertretenen Verlangen nach Bereicherung der Sammlung durch
Basler und westschweizerische Maler kam im Jahr 1923 die große Schenkung eines Basler
Kunstfreundes entgegen, die wertvolle, höchst willkommene Bildergruppen von P. B. Barth,
Auberjonois und Blanchet brachte. Einem weiteren Ausbau der Bestände als Sammlung
zeitgenössischer zürcherischer und schweizerischer Kunst schienen nun nur so weit Grenzen
gesteckt, als das Gebot sorgfältiger Wahl mit hohen Ansprüchen an den künstlerischen Wert
der Werke und das Maß der verfügbaren Mittel sie setzten. Als Quellen standen zur Ver-
fügung eigene Ankäufe mit Beanspruchung des Sammlungsfonds oder besonderer Zuwen-
dungen, Ankäufe der Vereinigung Zürcher Kunstfreunde, Schenkungen und Leihgaben von
Behörden und Privaten. Die Frage stellte sich nur, ob überhaupt, oder wie weit, die Be-
mühungen und Aufwendungen auf neue zürcherische und schweizerische Kunst beschränkt
bleiben sollen. Soll die Sammlung ein Schweizerspiegel sein oder ein Fenster ins Weite?
Am ehesten ist sie wohl ein Zürcherspiegel, in dem besonderen Sinn, daß sie einzig
bestimmt wird und möglich ist als Reflex und Abbild der zürcherischen Kunstfreundlich-
keit und Kunstfreude. Mit Bedacht erkorene Zürcher Kunstfreunde und Künstler beraten
und beschließen als Vertrauensleute der Kunstgesellschaft, der großen Republik mit vielen
Meinungen, welche Werke als Schenkungen und Leihgaben, oder als Erwerbungen aus dem
Sammlungsfonds in die Sammlung einzureihen sind. Aus den zürcherischen Wohnungen
kommen die Werke, die als Schenkungen oder Leihgaben zur Verfügung gestellt werden,
aus den Zürcher Ateliers die Vorstellungen, die das Verhältnis der mitentscheidenden
Künstler zu jedem Kunstwerk bestimmen. So, wie die Zürcher Kunstfreunde und die
Zürcher Künstler in ihrer Zeit zur Kunst stehen, so steht auch ein von ihnen geschaffenes
zürcherisches Kunstmuseum in seiner Zeit. Und jede Zeit tut am besten, wenn sie zu dem
steht, nur das will. was sie gerade für sich als das Beste hält.
V.
Ob für uns und unsere Zeit die Begrenzung der Zürcher Kunstsammlung auf nur neue
zürcherische und schweizerische Werke das richtige wäre, wird bezweifelt. Auf alle Fälle
ist die Beschränkung nicht innegehalten worden. Der Ausbau auch einer solchen Abteilung,
die immer auch zum mindesten zahlenmäßig die stärkste bleiben wird, ist aber nie unter-
brochen worden und wird in wirksamster Weise gefördert durch eine dritte große Schen-
kung (neben Alfred Rütschi und seiner Familie und neben dem Basler Kunstfreund), mit
der ein Zürcher Kunstfreund im Jahre 1929 eingetreten ist, und die er ständig bereichert