Im ersten Stadium eignete der Figur ein die Frühwerke
Marinis überhaupt charakterisierender gemäßigter «Natura-
lismus», der beinah illustrativ schildernd und beschreibend auf
die Details etwa der Kleidung und der Haartracht einging, so
daß in der Tat bildnishaft individuellen Zügen der Vorrang zu-
kam und man das Porträt eines unverwechselbar einmaligen
Menschen, des dicklichen italienischen Dienstmädchens Ersilia
in seiner ganzen köstlichen Frische und leicht phlegmatischen
Gemütes vor sich hatte.
Die Neubearbeitung von 1949 nun verzichtet radikal auf
jegliche Detailrealistik und damit auch auf die bildnishaft
abspiegelnden Elemente; statt dessen triumphiert in groß-
artiger Folgerichtigkeit die kahle Strenge massiger Körper-
volumen und ihrer allseitigen Flächenwölbungen, wobei
anderseits doch die für Marini typische stellenweise Ein-
färbung des Holzes mit (weißer) Farbe und die als ästheti-
scher Reiz ausgekosteten Kerben und Schnitzspuren des Mes-
sers der «Haut» graphisches und optisch koloristisches Leben
schenken.
Die Intention auf kuglige Formballung erreicht in der
urtümlich expressiven Stereometrie des Kopfes die reinste
Evidenz. Es ist vor allem diese Ausmerzung jeder bewegungs-
haften, in der Zeit erlebbaren Gestik oder Gebärdensprache
zugunsten raumkörperlicher Ganzheit und beharrender «seins-
mäßiger» Dauer, die das Werk in die Nähe ägyptischer Sta-
tuen, etwa der vierten Dynastie, rückt und die seine bewußt
gestaltete, gewollte «archaische» Struktur begründet.
Daß die Sammlung des Kunsthauses erstmals durch ein
Bild von Wols bereichert werden konnte, ist besonders erfreu-
lich, gehören doch die Bilder dieses Malers bereits seit einigen
Jahren zu gesuchten und seltenen Raritäten auf dem inter-
nationalen Kunstmarkt.
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