HINWEIS
AUF EINIGE NEUERWERBUNGEN
Als Schenkung wurde dem Kunsthaus die Plastik «Betende»
(1918) von Wilhelm Lehmbruck durch Frau Hedi Mertens,
Carona, überreicht.! Neben dem «Weiblichen Torso»> von 1910,
dem «Frauentorso>» von 1911 und der «Sinnenden»>» von
1913/14 (Dauerleihgabe) gelangt somit erstmals auch eine
Schöpfung der letzten Schaffenszeit Lehmbrucks in die Samm-
lung, überdies eine Arbeit, die in Zürich entstanden ist: Lehm-
bruck wohnte 1917/18 in Zürich, wo er ein Atelier am Zürich-
berg mietete und, zurückgezogen tätig, nur mit wenigen Bild-
hauern und Malern, unter ihnen Julius Schwyzer, Hermann
Hubacher, Karl Hofer, verkehrte.
Die «Betende», die in mindestens drei Abgüssen existiert”,
stand volle vierzig Jahre als Grabplastik im Friedhof Zürich-
Fluntern über dem Grab eines jung Verstorbenen.? Obwohl sie
nicht als Grabplastik konzipiert wurde — Lehmbrucks Kunst
ist in höchstem Maß subjektive Bekenntniskunst und als solche
radikaler Gegensatz aller an einen festen Ort gebundenen
Auftragskunst, eine Problematik, die als unentrinnbares
historisches Schicksal über dem größten Teil der modernen
Skulptur waltet —, widersprach diese Aufgabe keineswegs
ihrem Wesen; sie scheint geradezu prädestiniert dafür, mit
dem sie kennzeichnenden Ausdruck schmerzlicher, elegischer
Steinguß, H. 85 cm. Vgl. August Hoff, Wilhelm Lehmbruck, Junge Kunst
Bd. 61/62, Berlin 1933, Abb. 32. Wilhelm Lehmbruck, Gedächtnis-Ausstellung
zum 75. Geburtstag des Künstlers, Kunsthaus Zürich, Okt./Nov. 1956, Nr. 44.
2 Städtisches Kunstmuseum, Duisburg; Sammlung Frau Anita Lehmbruck, Stuttgart.
3 Die Schäden durch Witterungseinflüsse haben sich als geringer erwiesen, als
ursprünglich angenommen werden mußte; sie konnten weitgehend durch bloße
Reinigung der Oberfläche von Moosen, Flechten und Sinterungen behoben
werden. Im übrigen bedeutet die «Witterungspatina» sogar eher einen Gewinn.
Sie verstärkt die ohnehin äußerst sensible Flächenmodellierung der Plastık.
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