Volltext: Jahresbericht 1974 (1974)

Leibl, «Zwei Frauen in der Kirche», 1878. Angesichts der Tatsache, dass 
gute Bilder Leibls sehr selten auf den Markt kommen, darf es als Glücks- 
fall bezeichnet werden, dass das Kunsthaus die erste Fassung eines der 
bedeutendsten Bildes von Leibl für Zürich erwerben konnte. Es handelt 
sich um eine Studie zu dem 1881 entstandenen Gemälde « Drei Frauen 
in der Kirche», das heute in der Kunsthalle Hamburg ist. Das drei Jahre 
früher entstandene Zürcher Bild darf angesichts seiner malerischen Quali- 
täten als eigenständiges Werk des Künstlers betrachtet werden, was sich 
auch darin ausdrückt, dass er es signiert und datiert hat. In seiner Spon- 
taneität, die den Reiz der ersten Erfindung fast wie in einer Handzeich- 
nung offenbart, zeigt sich die hohe malerische Fähigkeit des Künstlers, 
die an gleichzeitige französische Werke — etwa ähnlich angelegte Werke 
Manets — erinnert. Das Bild ist für unsere Sammlung auch deswegen sehr 
wichtig, weil dadurch unsere nicht sehr grosse Gruppe von Werken der 
deutschen Malerei des 19. Jahrhunderts einen qualitätvollen Mittelpunkt 
erhält. Wir haben denn auch das Werk, freilich in einer provisorischen 
Hängung, in Verbindung mit Bildern von Menzel, Thoma, Hans v. Marees, 
Anselm Feuerbach, aber auch Buchser und Stauffer gebracht. 
Im Kapitel über die Sammlung enthält jeder Jahresbericht eine Liste der 
Werke unserer Sammlung, welche im Laufe des Jahres von unseren Re- 
stauratoren betreut wurden. Auch wenn man bedenkt, dass Restauratoren- 
arbeit geduldige und konzentrierte Feinarbeit bedeutet, gibt eine der- 
artige Aufstellung keinen richtigen Begriff von der verantwortungsvollen 
Tätigkeit der Restauratoren. Ihnen obliegt nicht nur die Aufgabe, wie 
Ärzte dauernd alle Patienten — nicht nur die in den Listen aufgeführten 
Werke — zu betreuen; es obliegt ihnen auch, für das Wohl aller ihrer 
Schützlinge zu sorgen, sie dauernd zu beobachten und, wenn es nötig ist, 
prophylaktisch zu wirken, die Museumsleitung im Interesse besserer kli- 
matischer Bedingungen zu beraten und zu ermahnen. Zu ihren beson- 
deren Sorgen gehören die vielen Bilder und Plastiken, die an Ausstellun-
	        
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