Raumwirkung. Sie evoziert einen grossen Platz
ader atmosphärische Weite, kann aber auch den
gemeinsamen Grund der Dinge bedeuten, in den
alles wieder zurückfällt. Hier klingen ostasliatische
Vorstellungen an. Franz Fischer hat sich schon sehr
früh für ostasiatische Kunst interessiert. Er fuhr
bereits in den zwanziger Jahren zu den Aus-
stellungen in Köln und Berlin, die zum Teil von
Paul Cassirer organisiert worden waren. Eines der
grundlegenden Prinzipien ostasiatischer Kunst,
die Dialektik von Fülle und Leere, ist ihm wohl-
bekannt, und er ist sich immer dessen bewusst
gewesen, dass er sich mit diesen neuen Gestaltungs
prinzipien in Gegensatz zu seinen Bildhauer-
kollegen stellte, die ihre Kunst noch am klassischen
Kanon ausrichteten (zum Beispiel Haller, Hubacher
oder Geiser). Die Figuren bedürfen bei Franz
Fischer, ebenso wie bei den Ostasiaten, nicht mehr
einer Standebene und nicht mehr eines Hinter-
grundes. Unabhängig vom Perspektivraum über-
kommener Prägung erhält der Raum in Fischers
Zeichnungen und Reliefs eine nach allen Seiten
offene, unbearenzte Weite.
Ursula Perucchi-Petri
ANMERKUNGEN
| Eduard Plüss: Franz Fischer, Zürich, 1962, S. 19.
2 Franz Fischer, in: Ausstellungskatalog Franz Fischer,
Helmhaus Zürich, 1976, S. 25.
3 In den Zeichnungen zu «Föhn» herrscht dem Thema
entsprechend nicht das eckig Gebrochene vor wie in
«Unruhe», sondern die geschwungene Linie, die den
Rhythmus des ganzen Blattes bestimmt. Ins Relief wird
diese wellenförmige Linie durch die Einkerbung übersetzt,
so dass eine Art versenktes Relief entsteht, wie es die
Ägypter kannten, die Fischer zeitweilig angeregt haben.
Fischer verbindet diese Einkerbungen mit einem An- und
Abschwellen der Reliefoberfläche in Konvexen und
Konkaven, die das Licht in ruhigerer Weise zurückwerfen
als die Facetten in «Unruhe».
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