Hinweis
auf einige Neuerwerbungen
ZWEI GEMÄLDE
VON JOHANN-HEINRICH FÜSSLI
Zwei Gemälde von Johann-Heinrich Füssli, die
kürzlich vom Kunsthaus erworben wurden, zeigen
einige wichtige und interessante Seiten dieser
<xomplexen Künstlerpersönlichkeit. «Das Gefängnis»
‘Abb. 6) aus den Jahren 1806-1807 ist eines von
Cüsslis vielen Bildern, die auf ein literarisches Thema
zurückgehen. Es illustriert einen Abschnitt aus dem
V. Buch von William Cowpers zweitem Gedicht-
band 7he Task, der 1785 erschienen war. Hier, wie
in vielen anderen Bildern Füsslis, die auf Shakespeare
Milton, Dante, dem Nibe/ungenlied oder anderen
literarischen Quellen basieren, ist das literarische
Werk selbst nicht nur illustriert, sondern als Aus-
gangspunkt verwendet worden für des Künstlers
eigene persönliche Reaktion auf die gelesenen
Worte und dient als Grundlage für eine individuelle
Aussage, die, wie wir sehen werden, in einigen
Fällen die Bedeutung des Gedichts, des Theater-
stücks oder der Geschichte ändert.
«Das Schweigen»2 (Abb. 1) ist ein früheres Werk
aus den Jahren 1799—1801. Auch dieses Gemälde
hängt mit der Literatur zusammen, da Füssli die
kauernde Gestalt, die hier dargestellt ist, schon in
ainem Gemälde für seine « Milton-Galerie» (Nr. 46)
verwendet hat, mit dem er Miltons frühes Gedicht
/! Penseroso illustrierte. Dieses Gemälde ist verloren
gegangen, aber sein Bild lebt in einem Stich von
J. Sharpe weiter? (Abb. 2). In jenem ursprünglichen
Zusammenhang erscheint die Frau, die im Zürcher
Gemälde das Schweigen darstellt, als Bild der
Sorge (auf dem Sockel) zusammen mit « Furcht»
und «Melancholie». Diese Figur einer sitzenden
Frau mit dem über ihren Kopf herabwallenden Haar
ist keine Erfindung Füsslis, sondern stammt von
Blake. Es handelt sich um einen der wenigen Fälle,
in denen der Schweizer direkt etwas vom eng-
‘schen Künstler übernimmt. Auch wenn Füssli
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