witch. Im letzten Jahr hatten wir eine Tuschzeichnung von
Gerhard Richter erworben, in die er als gegenständliches
Element eine Kugel eingebracht hatte, ähnlich der, wie sie
in seiner Ausstellung im Nietzsche-Haus in Sils-Maria im
Schlafzimmer des Philosophen niedergelegt worden war.
In derselben Ausstellung hatte Richter übermalte Farbpho-
tographien gezeigt, die während seiner regelmässigen Sils-
Aufenthalte entstehen und zum Teil in seinen Bilder-
fundus «Atlas» integriert werden. Wir konnten zu der
bereits in unserem Bestand befindlichen Werkgruppe von
Richter zwei solcher Bilder hinzukaufen, in denen sich
zwei Realitätsebenen überlagern — die der realistischen
Photographie und die der abstrakten Malerei.
Aus der 12teiligen grossformatigen Holzschnittserie
«The Collinasca Cycle» von David Rabinowitch haben wir
die schwarze Dreierreihe erworben (Abb. 22 —eine weitere
Dreierreihe wird vom Kunstmuseum St. Gallen gekauft
und eine Sechserreihe von einem Privatsammler in Zürich,
so dass in der Schweiz eine vollständige Serie vorhanden
sein wird). Der Zyklus steht in engem Zusammenhang mit
den seit 1975 entstandenen Wandkonstruktionen von
David Rabinowitch, den sogenannten «Tyndale Construc-
tions», ganz speziell mit der für das Haus Weitmar in
Bochum 1985—89 ausgeführten «Sculpture Bud Powell and
Coleman Hawkins» und mit der 1988 realisierten «Sculp-
ture for Max Imdahl». In diesen Stuck-Mauerwerk-Instal-
lationen wurden in die auf Wände aufgebrachten Gips-
flächen verschieden stark eingeschnittene, in die Tiefe
weisende Ringe graviert. In unseren grossformatigen Blät-
tern, die den einzelnen Wandpaneelen entsprechen, wird
ebenfalls das Thema des Kreises — vom leeren, halb oder
ganz gefüllten Einzelkreis bis zu den konzentrischen
Mehrfachkreisen — in vielfachen Form- und Farbvaria-
tionen abgehandelt.
Unsere Videosammlung ist inzwischen auf 370 Bänder
angewachsen. Wir haben in diesem Jahr vor allem einige
ältere Tapes von Künstlern anschaffen können, die in
unserer Videothek seit längerem vertreten sind, wie John
Baldessari, Gary Hill, Marcel Odenbach, Tony Oursler,
John Sanborn oder Bill Viola. Die grosse Nachfrage der
Videointeressierten steht nur zum Teil in Zusammenhang
mit den im kleinen Vortragssaal veranstalteten Videopro-
Brammen «A Critic’s choice» von Robert Fischer und
«Neues britisches Video» von Hanspeter Ammann. Um
den ständig anwachsenden Anfragen gerecht zu werden,
planen wir für das nächste Jahr die Publikation eines
Sammlungskataloges, der zugleich eine Geschichte der
Videokunst darstellt, da unsere Videosammlung einen
repräsentativen Überblick über die Entwicklung dieses
künstlerischen Mediums von seinen Anfängen bis heute
zu geben vermag. UP
WISSENSCHAFTLICHE BEARBEITUNG UND
KONSERVIERUNG
Hier standen weiterhin die bereits genannten, sehr
umfangreichen Bestände von Hodler-Zeichnungen und
Dada-Dokumenten im Vordergrund. Der verdienstvollen
Trippel-Ausstellung in Schaffhausen verdanken wir die
Transkription der 313 Briefe aus unserem Trippel-Archiv
durch Frau Erika Seeger (Staatsarchiv Schaffhausen).
Gleichzeitig wurde in Zusammenarbeit mit der Zentralbi-
bliothek Zürich ein Konzept für die Konservierung der
alten Handschriften ausgearbeitet und bei den Briefen
Irippels erstmals angewendet. An die Glarner-Ausstellung
in Lugano und im Haus für konstruktive und konkrete
Kunst in Zürich wurden neben 65 Zeichnungen auch 123
Dokumente ausgeliehen, die zunächst systematisch erfasst
werden mussten; es ist zu hoffen, dass dieser Nachlass bald
vollständig bearbeitet werden kann. Allgemein wurde im
Berichtsjahr unser Team durch die ungewöhnlich zahlrei-
chen Leihgaben ausserordentlich beansprucht. Aus dem
Perrottet-Archiv wurden 111 Blätter von Rudolf von Laban,
Susanne Perrottet, Mary Wigman und Maja Lederer als
eigenwertige Zeichnungen montiert. Vor allem die Körper-
Raum-Diagramme des weltberühmten, zeitweise in Zürich
wirkenden Tanzmeisters aus den dreissiger Jahren wirken
wie abstrakte Kompositionen, deren Umsetzung im Tanz
auch Laien zu einem neuen Raumverständnis führen
kann.
Mehrere Veranstaltungen des Kunsthauses konnten mit
Werken aus der Graphischen Sammlung wirkungsvoll
unterstützt werden, so die «Indianer Nordamerikas» mit
einem Aquarell von Friedrich Kurz, der Vortrag von Jürg