Volltext: Jahresbericht 1997 (1997)

Callum Innes - Watercolours 
Der schottische Maler Callum Innes (*1962) zeigt in 
seinen Arbeiten auf Leinwand und Papier, dass der 
Akt des Malens immer auch ein Akt des Auslöschens 
ist — des Auslöschens der unberührten Fläche oder des 
zuvor Gemalten. Callum Innes hat sich eine sehr per- 
sönliche Technik angeeignet, die man als negativen 
Malakt bezeichnen könnte. Er macht Malerei durch 
ihr (partielles) Auslöschen intensiv sinnlich erfahrbar, 
spielt mit der Dialektik des Erscheinens und Ver- 
schwindens, trägt Farbe auf und dann wieder ab (mit 
Terpentin in den Bildern, mit Wasser in den Aqua- 
rellen), um gleichzeitig auf das An- und Abwesende, das 
Öffnen und Schliessen, das Diaphane und das Opake, 
das Pigment und das Bindemittel, die Farbe und den 
Bildträger, kurz: auf das sehr breite Feld von Mög- 
lichkeiten innerhalb der Malerei hinzuweisen. Innes’ 
Gemälde auf Leinwand und Papier sind gleichsam 
Metaphern für die (per definitionem flüssige) Malerei. — 
Callum Innes zeigte zwei ganz neue Serien von Aqua- 
rellen. In Tischvitrinen präsentierte er äusserst subtile 
Arbeiten, bestehend aus zwei mit Wasser ineinander 
verwischten Farbfeldern, von denen nur noch die 
Ränder von den ursprünglichen Farben zeugen. In den 
ungerahmt an die Wand gehängten «Exposed Water- 
colours» kommt eine einzige Farbe zum Einsatz -— 
Orange, Rot, Schwarz, Weiss oder Grau. Während das 
horizontale Farbband noch nass ist, zieht der Künst- 
ler die Pigmente mit einem in Wasser getauchten Pinsel 
am linken oder rechten Blattrand herunter, allein auf 
seinen malerischen Gleichgewichtssinn vertrauend. 
Wandzeichnungen 1-Il 
Sımon Patterson 
Der 1966 geborene englische Künstler lässt normaler- 
weise inkompatible Systeme, Diagramme oder Schemata 
aufeinanderprallen und versucht durch ein attraktives 
Design, den Leser dieser gegensätzlichen Botschaften 
dazu zu animieren. einen Sinn oder gar eine mögliche 
Synthese herzustellen. Im Kunsthaus verband Patterson 
Farben und Graunuancen mit Namen. Die Farben bringt 
man im Museumskontext mit «moderner» Malerei 
in Verbindung, etwa mit Mondrian oder Lohse, auf 
jeden Fall mit Farbensystematik. Es handelt sich aber 
um eine genaue Reproduktion des Kodak-Farbkontroll- 
streifens. Vor diesem Hintergrund erscheinen die Namen 
von neun Darstellern in Wildwestfilmen, deren Titel 
seitlich als Werkbezeichnung gegeben werden. Was 
haben nun diese Namen mit den Farbfeldern und 
den Graunuancen zu tun? Dazu bloss ein paar Stich- 
worte oder Fragen: Welche Wertskala ist reicher? die 
der Farben oder die der menschlichen Stereotypen 
zwischen Gut und Böse? Für welche Realität stehen 
die Namen? Die Namen von Menschen, die Namen 
von Farben? Solche grundsätzliche Fragen stellen 
Simon Pattersons Zürcher Wandzeichnungen. Viel- 
leicht genügen aber auch schon die rein visuellen 
Impressionen: Der über die Augen ausgetragene 
«fight» zwischen Namen und Farben, die Porträt- 
galerie von Gary Cooper bis Charles Bronson über 
John Wayne und die durch die Filme suggerierten 
«wildwestlichen» Landschaften. - Indem Simon Patter- 
son die Autorität anscheinend objektiver Daten unter- 
gräbt, ihren schematisch-abstrakten Aspekt wieder in 
die subjektive Sphäre zurückführt und ihnen ein 
Quentchen Humor oder Poesie einhaucht, leistet er 
einen eigenständigen und zeitgenössischen Beitrag 
zu jenem reichen Kapitel in der Geschichte der Be- 
ziehungen zwischen Menschen, Objekten und Namen, 
das mit der Begegnung zwischen einer Nähmaschine 
und einem Regenschirm auf einem Seziertisch begon- 
nen hat. 
Maria Eichhorn 
Die Arbeit Maria Eichhorns kann als Grundlagenfor- 
schung bezeichnet werden. Die in Berlin ansässige 
Künstlerin (*1962) geht immer von den elementarsten 
Fragen aus, von einer bei Null beginnenden Analyse 
des Gegebenen: Was ist überhaupt da, was ist schon 
vorhanden? Kann man diese Sachen in ein neues 
Licht stellen? Ihre Kunst zielt nicht auf die Produktion
	        
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