PHILIPPE DELÉGLISE
ZUM ZYKL US DER CHLADN ISCHE N
KLANGFIGUREN, 2001 – 2007
Die Werkgruppe von Philippe Deléglise, die wir in d iesem
B eitrag näher ins Auge fassen, bewegt sich im Spannungsfeld
von wissenschaftlichem Ex periment und künstl er ischem Aus-
d ruck. Eines seiner bev o rzugten künstlerischen Medien ist die
Druckgrafik, genauer gesagt die Aquatinta, die er vir tuos be-
herrscht. In den späten 1990er -J ahren begann er sich für die
Chladnischen Klangfiguren zu interessieren. Ernst Florens
Friedric h Chladni (1756 –1827) war ein deutscher Physiker und
Astronom, der mit seinen Arbeiten die Akustik begründete.
Wegweisend wur den seine Erkenntnisse, dass auf mit Sand be-
streuten Metallplatten, wenn sie mit einem Geigenbogen in
Schwingung versetzt werden, symmet risc he M uster von Kno-
tenli nien sichtbar werden. D eléglise hat di eses w issenscha ft-
liche Experiment in das Medium der Künstlergrafik übertragen
und zum Ausg angsp unkt einer Reihe von spekulativen Fragen
über das V erhäl tnis von Form, Bewegungsrhythmus und Reso-
nanz gemacht.
In sei nem Zykl us der Chladnischen Klangfiguren, die er
zwische n 2001 und 2007 in sechs Folgen mit ins gesamt 34 Blät-
tern in Aquatinta realisierte, griff er die Versuchsanordnung
mit den vibrierenden Metallplatten wieder auf und führte sie in
verschiedenen Etappen von einfachsten Klangfiguren durch
S teigerung der Komplexität zu l etzten ve rdichteten Resonanz-
erfahrungen. In der ersten Mappe «Poussières, tombeau de
C hladni, I – V» von 2001 wurden fünf mit Colophonium bestäub-
te Stahlp latten unterschiedlic he n Formats mittels des Geigen-
bogens einer Bratsche in Schwingung versetzt. Die «Zeich-
nung» der auf der Oberfläche der Platte si chtbar gewordenen
Klangfiguren hängt von den Berührungspunkten und der In ten-
sität des Geigenstrichs, der Stärke und dem Format der Pla tte
ab. Erst nach mehreren Versuchen begannen sich die ge-