Musik sein Recht nicht abgesprochen. Dies ist Kommiß
brot — das nahrhafte, leicht verdauliche. Die Geschmacks
nerven haben keine Schattierungen auseinanderzuhalten, die
Farbe ist: farblos, der Duft: Geruch. Es fehlt auch die An
lage und die Möglichkeit. Aber auch sie hören die Werke
eines Gottes. Was gingen uns nun diese an? Warum
schweigen wir nicht, verleugnen sie nicht?
Weil sie Steine werfen. Diese, in deren Händen der
Stein eine unpassende Waffe ist; die selbst des Steines un
würdig sind.
Das kämpfende ICH muß dem angegriffenen DU geistig
das Wasser reichen, die Schulter berühren können. Ihm
entgegen — aber auf der gleichen Stufe stehen.
Das Bild eines Gottes, den wir auf hoch erhobenen Armen
tragen, vor Pöbelwahn und entehrenden Steinwürfen zu
bewahren, ist uns Gläubigen (das heißt: Dienern) heilige
Pflicht.
Betrachtet drum —: Gilbertianer, Kolloaner und Ihr alle,
die Ihr der „leichtgeschürzten Muse (!)“ den Hof macht, be
trachtet drum das Antlitz unseres Gottes Richard Strauß, be
haltet iEurem -Urteil die Herzensfreudigkeit seines Musizierens
und, was Ihr an Walzern und Melodik eben noch versteht.
Im übrigen: versucht, den Stein, den Ihr werft, in der
Beleuchtung Eurer hilflosen Einfalt zu erblicken —, und'
— seltsam, einem Bumerang ähnlich deucht er Euch in
gleichem Schwünge zu den Schleuderern zurückzukehren.
Wer ihn Euch aber zu warf — schien es Euch nicht „die
Vernunft“ zu sein! Ihr ist die Waffe berechtigt.
2. Verkündung.
Ins Horn gestoßen!! Herauf Wachträumer! Zaudernde
(Ahnende!) — rüttelt Euch empor. Ins Horn gestoßen!
In Reih und Glied! Wir wollen kämpfen für ihn — für
unseren Gott. Seht — dort: strahlend läßt er sich über
uns nieder, deckt mit den Falten seines unendlichen Mantels
uns alle, die er ergriff. Blickt — die Sonne liegt auf seinem
Schwert und blitzt und flimmert darin — und in seinem
Schild der Diamant spiegelt alle Farben — ist unversehrt.
Jeder Steinwurf schuf neue Glätte, neue Verheißung. Prü
fung machte ihn hart. Seine Augen glänzen. In den Zei
tungen, diesen Schmierblättern, stand: er ist fünfzig Jahre.
Aber — wir wissen, daß er jünger ist, ganz junges Leben
atmet, einer, dem kein Erdentum mehr streift. Euch Dummen
und Neidern zum Trotz: ein Ewigjunger.
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