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SEGEN DER MONARCHIE
vom Verfasser des Buches „J’accuse“.
(Nummer 8, 26. Januar 1918.)
Im Anfang war das Wort,
beim Worte wird es bleiben:
Der König, unser Herr, wird reden
und wir — schreiben.
Georg Herwegh.
Ein König — im fernen Morgenlande — hatte drei
Söhne. Der erste war ein Verbrecher, der zweite ein
Dummkopf, der dritte gut unid weise zugleich.
Der König starb und hinterließ einen Thron.
Es folgte sein Erstgeborener, der Verbrecher. Nach
dem dieser jahrelang seine Macht zum Schaden seiner
Untertanen ausgeübt hatte, verschied er kinderlos.
Es folgte ihm auf den Thron sein Bruder, der
Dummkopf. Mit Kindern reich gesegnet, wurde dieser
der Stammvater einer neuen Erblinie, die die Eigen
schaften des Vaters und Onkels, Verbrechertum und
Dummheit, in angenehmer Harmonie in sich ver
einigte. Der dritte Sohn des alten Königs, der gut und
weise, blieb, ebenso wie seine Nachkommenschaft, von
jedem Einfluß auf die Regäerungsgeschäfte des Landes
d au er n d au s g e s ch 1 os s en.
Das ist die Monarchie, mit ihrem Anhängsel: Erst
geburtsrecht, wie sie in den meisten europäischen und
außereuropäischen Staaten zu Recht besteht.
Diese widersinnige Einrichtung wurde von je in
den despotisch regierten Staaten, in dem zaristischen
Rußland, in der Türkei, im Orient durch die Gewohn
heit des Fürstenmordes korrigiert; sie wird in den
konstitutionell regierten Staaten von Westeuropa
durch das parlamentarische System gemildert. Der
Fürstenmord beseitigt die schlechten und dummen
Throninhaber oder Thronan Wärter so lange, bis
schließlich ein brauchbarer Herrscher an die Reihe
kommt. Das parlamentarische Regierungssystem kann
zwar aus bösen und dummen Herrschern keine guten