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spruchslosen Formen des hohenzoUerschen Königtums
verschwanden; glänzenlder Pomp, tosender, offizieller
Jubel, häufige, mit großem Apparat inszenierte Reisen
traten an ihre Stelle. Wie Friedrich Wilhelm IV. den
Witz und die Anekfdote bis zum Kalauer liebte, so
begann unter seiner Regierung auch die Schnoddrig-
keit des Berliner Witzes sich der Person des Königs
zu bemächtigen. Friedrich Wilhelm IV. bot dem Volks-
witz zahlreiche Seiten, denn er war einer der wider
spruchsvollsten Menschen, die je auf einem Königs
thron gesessen.. Er läßt den repuJblikanischen Dichter
Herwegh zu sich rufen, um ihn kurze Zeit darauf des
Landes zu verweisen. Aus einem Spießbürger, wie
von Rochow, macht er seinen Minister und aus einem
Weltbürger, wie Alexander von HuJmboMt, seinen
FreunJd und Berater. Von großer Frömmigkeit und
doch liberal, ganz vollgepfropft mit mittelalterlichen
Vorstellungen und Joch (wie er sich im Gegensatz zu
seinem Vater selbst nannte) ein „moderner Mensch“,
versuchte er die Herrlichkeit eines romantischen
„teutschen“ Mittelalters und die Prächtigkeit einer
römischen Herrscherkirche mit den Freiheitsideen des
Protestantismus und des 19. Jahrhunderts zu verbin
den. Man muß diesen, in jedem Sinne ganz unberechen
baren Ahnen studieren, um die Persönlichkeit Wil
helms II. und seinen „Zickzackkurs“ zu verstehen.
Jeder Hohenzoller war immer grunidverschieden von
seinem Vorgänger, und deshalb ist die zwischen Fried
rich Wilhelm IV. und Wilhelm II. bestehende Aehn-
lichkeit um so merkwürdiger.
Friedrich Wilhelm IV. besaß zwar niemals einen
planvollen politischen Gedanken, aber die Abneigung
gegen das bureaukratiscbe Wesen war doch ein her
vorstechender Zug seines Wesens. Die „Schreiberkaste“
war ihm zuwider. Und darum hatte das Junkertum
sein Wohlgefallen an diesem Herrscher. Es umgab
ihn mit „Heiligen und Rittern“, entfremdete ihn völlig
seinem Volk und seiner Zeit und lullte ihn in Weih
rauch und herrliche Redensarten vom Gottesgnaden-
tum ein. Der Berliner Hof sprach eine Sprache, die
niemand mehr im Lande verstand, am allerwenigsten