NEUE JUGEND 
Seine Lippen waren frisch und zeigten, sich öffnend, eine gleich 
mäßige Reihe weißer Zähne. 
Auch Dara lächelte. 
„Nun, setzen Sie sich . . .“ sagte sie freundlich, ihn aufmerk 
sam betrachtend. 
DINGE UND MENSCHEN 
nach dem Gesang der Priester mit hochgerichteten Zweigen — 
ja, das ist die heiligste der Nächte, die uns umgeben hat, das 
ist die Fülle der Liebe, die uns durchdringt. Das ist das uner 
hörte Ereignis, auf das wir warteten, ehe wir zur Welt gekommen 
waren, das ist das Wunder, an dem sich unser Leben erfüllt. Aus 
ihren harten Rahmen haben sich die Farben gelöst, als freie be 
seelte Geister dienen sie der Nacht und dem Mond, der uns er 
hebt. Rot ist Grün und Gelb ist Blau. Vor Symbolen kann man 
nicht sehen, muß sich die Hand vor die Augen legen, muß 
Lippen und Herz in Schlaf singen wie ein Kind. Alle Standarten 
sind versteckt, niemand will Führer sein. Derwische haben sich 
zur Ruhe gelegt — es herrscht nur der Glanz, stiller Glanz der 
Seligkeit, mattleuchtendes Fanal des Glücks. Ach 
erlebe kann ich euch nicht sagen. Wo ist die Hand, nach der 
ich tasten kann, wo das Gewand, das ich küssen darf? Wo ist 
die Geliebte, die mir die Verse des Tasso rezitiert, für die die 
Besten ihr Leben gelassen haben? Boote will ich und sanften 
Gesang 
Paläste an der Riva Schiavoni 
. 
Du hast die Messe in dem großen Dom gehört, taumelst 
beseligt zwischen den Pfeilern aus aegyptischem Marmor, hältst 
mit deinen Blicken das unsagbar elfenbeinerne Gerüst der Kuppel 
über Deinem Kopf. Da sind die Sarkophage der verstorbenen 
Helden, die mit den Tartaren um die Ehre Gottes kämpften, da 
sind die Fahnen der besiegten Barbaren, die rotbärtig und wüst, 
plump wie Kühe, verfressen und fett, das Feuer an geheiligte 
Grundmauern legen wollten, ehe sie der Blitzstrahl des Erzengels 
traf. Da ist der leuchtende Stein, von den geschicktesten Händen 
als Emblem der großen Inspiration zwischen die Quader gefügt, 
da ist — mir zittert die Stimme, indem ich es ausspreche — 
das Bild der Mutter Christi, der großen Gebeugten, der ewig 
Duldsamen, der unfaßbare Ausdruck der Milde, vor dem die 
Jahrhunderte sich nicht schämten, ihre heißesten Tränen zu ver 
gießen, vor dem die Grafen und Könige ihre ziselierten Schwerter 
zerbrachen und die Damen des Hofes, die Lukrezien und Leo- 
noren, ihre Kniee beugten ohne Aufenthalt. Die weißen Mützen 
der Dreifaltigkeit gehen durch den Raum, auf deinen Finger 
spitzen balanzieren die Flämmchen des ausgegossenen Geistes, 
und sieh, du Mensch, du Zwillingsbruder, ehe du dich von dem 
Halbdunkel wendest, das Größere erschüttert hat, bevor deine 
Ohren wieder auf die hellen Töne der Sonne gerichtet sind, die 
deinem Herzen wohler tun werden als je — sieh sieh — da 
wirfst du dich auf die ausgehöhlten Steine und schreist: Herr, 
Herr mein Gottl Herr, Herr mein Gott! Ich sehe von den 
bunten Bastionen in ein fremdes Land, das angefüllt ist mit selt 
samen feindlichen Bäumen, Basaltfelsen und heißen Quellen. Ich 
sehe Aethiopier, Leoparden und Ratten im Kampf. Glut sehe 
ich, Glut der von der Flamme zerfressenen Häuser, Glut der 
Der Student war wirklich jung und hübsch wie ein Mädchen. 
Rosafarben, mit tiefroten, weichen Lippen und blauen Augen. Auf 
der Oberlippe 
Malik- Verlag 
ein zarter, goldner Flaum. 
Er setzte sich etwas linkisch und lächelte von neuem. 
„Man sagte mir, daß ... Sie es allein . . . langweilig haben,“ 
begann er, immer tiefer errötend, „aber ich dachte, daß ... Ich 
dachte, das würde irgend so eine . . . sein . . .“ 
„Und bin ich denn nicht ,irgend so eine‘?“ fragte ihn immer 
noch lächelnd musternd Dara. 
„Ja . . . Das heisst . . .“ 
„Wissen Sie, weshalb ich Sie herkommen ließ?“ 
Der Student sah sie furchtsam an. 
„Verzeihung ... Ich weiß nicht . . . Vielleicht habe ich 
mich geirrt . . . Mir sagte der Kellner . . .“ 
Dara lächelte spöttisch. 
„Sie haben ihn ganz richtig verstanden. Wie alt sind Sie?“ 
„Dreiundzwanzig.“ 
„Stimmt das? Haben Sie nicht ein paar Jahre draufgeschlagen?“ 
„Oh nein. Ich sehe nur so aus . . .“ 
„Das erste Jahr auf der Universität?“ 
„Nein, ich bin schon im dritten Semester . . .“ 
„Hm! Sie sehen aus, als wären Sie im ersten. Nun, und jetzt, 
— sind Sie sehr erstaunt . . . über all das?“ 
Der Student sah sie mit etwas mehr Mut an und heftete seinen 
Blick sogar eine Weile lang auf ihre Augen. 
„Nein . . . Das heißt, natürlich . . .“ 
Er schwieg betretenen . . . 
sind zukünftige Journaille, bald kräftige Totschweiger, auch Tot 
treter 
Journaille, Journaille. So sind wir, so ist er. Er ist 
größer. Er ist Kind und Orkan zugleich. Er ruft die Schlampen 
und Lumpen des Jahrtausends zur Revolution und läßt sich die 
Haare über der Stirn schneiden wie eine Priesterin der Vesta. 
was ich 
Er hat ganz die Seele eines Kindes, die himmelblaue Seele eines 
Kindes, verstehst Du 
sodaß die älteren Weiblein eine neue 
Boote unter Fackeln und die Phosphoreszenz der 
Lieder will ich aus einfachem 
Mutterschaft an ihm einiiben, ihn aus ihrem gelblichen Leib aus 
tragen (mit Geld und guten Worten) ihn aufpäppeln und auf- 
schreien, ihn auf seinen Thonfüßchen festhalten, daß er ja nicht um 
falle. Denn er ist so schwach, so anämisch und mattherzig - 
ihm so schwer, immer genial sein zu müssen, sich immer zu 
daß er das besteMitleid verdient (wir wollen ihm die Backenknochen 
streicheln, wir Jonrnaille, Journaille). Ach 
seiner Persönlichkeit, nur 
Er ist so unklar, so verlogen, so bereit zu jeder Imitation, daß 
er wie keiner den schöngeschorenen Pudeln gleicht, die nach der 
Flöte tanzen. Wenn Frieden ist, brüllt er Krieg 
Krieg die Leiber der Völker zu zerfetzen, winselt er Frieden und 
zeigt sich dem erstaunten Publikum als Demokrat und Pazifist, 
ist es still, ersehnt er den Sturm, fegt aber der Sturm über die 
Dächer und hebt die tiefen Brunnen aus, quäkt er nach Ruhe — 
sentimental erregt, Korallenkettlin auf dem Grund. Ach du 
gezeichneter Hokuspokusmacher, Vivatschreier und Schlangen- 
ach Du wundervoller Kulissenschieber, Du Chamaeleon, 
Proteus und Serpentintänzer der Seele. Du chaotische Schweins 
blase, Du lärmender Säuselwind 
Mund, die mich das Leben der schönen Frauen lehren — Worte 
will ich von Freunden, die den Lauf der Gestirne kennen und 
weise sind. Eine unendlicne Nacht will ich, in der der Himmel 
schwingt — unendliche Horizonte und den Atem der Nacht — 
vor allem den Atem der Nacht, der in die Adern dringt und 
mich berauscht. Korso seh ich — Korso und Fächerschlag — 
ach wie du lachst Seraphinä — wie du lachst Seraphina — ver 
dammt — verdammt — lautlos — lautlos — wahnsinniger als je. 
Das griechische Feuer sitzt also doch in meiner Brust — o 
schon fühle ich den neuen Sturmwind, der mich hin- 
es fällt 
üben 
er ist nur die Sentenz 
der Begriff seines eigenen Wollens. 
beginnt der 
o 
austragen wird, aber ich bin so fromm wie ihr. Ich bin so fromm 
wie ihr 
das ist das einzige, worauf ich Wert lege. Ich habe 
Kassenbücher gefälscht, meinen Vater geschlagen, ein kleines 
Kind in die Jauche geworfen 
nisters lackiert 
ich habe die Hosen des Mi- 
aber ich bin so fromm wie ihr. Zwillings 
bruder hör mich an, sieh die Gerechtigkeit auf meinen Lippen — 
verdammen kannst du mich nicht. Denn ich habe mich in allen 
aus- 
o — o 
mensch 
Der Preis des Buches beträgt ordinär . . . 
Die vom Verfasser und Zeichner signierten Exemplare 
kosten 50 Mark. 
Bei Subskription ermäßigt sich der Preis jedes 
Buches um 15 Mark 
. 25 Mark. 
Erdteilen um die Phantasmen Gottes bemüht 
frage den Inder 
in Ceylon, frage den Neger, laß das Tamtam umgehen in Samo- 
thrake 
wie lange werden wir uns 
deine Seilkunststücke noch gefallen lassen? Wir kennen die 
heimsten Falten deiner Seele, wir kennen die Kochkiste deines 
Herzens 
ganz kann man mich nicht verwerfen. Wenn es Ge 
rechtigkeit gibt, darf man es nicht tun. 
ge- 
Ruhm möchtest Du, Ruhm und Geschrei um den 
großen Dichter. Du Tapezier-Genie aller Dichtkünste 
gleich tiefere Salami. Du bist der Typus der Gestenschwinge 
und lallenden Seladone, Du bist die oberste Froschmolluskenbrei 
natur von Berlin und darum 
II. 
Der Malik-Verlag, Berlin-Südende, Steglitzer Str. 34 
du un- 
Diese Beschreibungen genügen bei weitem nicht. Man muß 
hier mit ganz einfachen und harten Worten sprechen (Haben wir 
r 
wie stolz kannst Du sein 
unerhörten Attake wert. Es gibt keinen Menschen, den man besser 
prügeln könnte als dich, darum weise deine Hinterbacken her 
und beginne dein masochistisches Freiheitslied. 
Antipode und Antischreier ersten Ranges 
lieben, verflixter Prügelknabe 
erproben und dein Leib ist gerade weiß genug für mein Schwert 
„Nun, und wenn Ihre Schwester dasselbe täte, was würden 
Sie dazu sagen? . . . Haben Sie eine Schwester?“ 
einer 
Ja. 
Du bist 
„Nun?“ 
Der Student schien sich jetzt sehr schlecht zu fühlen. 
„Ich weiß natürlich nicht . . . Vielleicht sind Sie unzufrieden 
. . . Ich werde fortgehen, ich wollte Sie nicht verletzen . . . Der 
Kellner sagte mir . . .“ 
„Was hat Ihnen der Kellner gesagt?“ 
Der Student erschrak wieder und wollte sogar aufstehen. 
„Bleiben Sie doch sitzen!“ fuhr ihn Dara an. 
Ihnen der Kellner? Wie hat er sich ausgedrückt? Uebrigens — 
Unsinn . . . Das ist einerlei ... Ich habe Sie zu mir rufen lassen, 
wie Sie es mit Prostituierten zu tun pflegen. Hören Sie? Sie 
werden wahrscheinlich kein Geld annehmen . . . Aber wenn Sie 
wollen, werde ich Sie bezahlen. Ich brauche Sie, wie einen Mann. 
Verstehen Sie? Das ist alles. Sind Sie einverstanden?“ 
Er warf ihr hilflos-erstaunte, ungläubige Blicke zu. 
„Nun? Warum schweigen Sie?“ 
„Ich bin einverstanden . . .“ 
„Und das Geld werden Sie auch annehmen?“ 
Dara sah ihn mit Neugierde an. 
Ihm schoß das Blut zu Kopfe. 
„Nein . . . Wie können Sie?!“ 
„Warum denn? Ihre Lage ist doch die einer Prostituierten?“ 
Er erhob sich und warf ihr unruhige Blicke zu. 
„Dann . . . Dann muß ich . . . Ich werde fortgehen . . .“ 
„Sind Sie beleidigt? Und wenn ich Sie mit einem Arzt ver 
gleiche? Ich brauche Sie, wie man einen Arzt brauchen könnte, 
und bezahle Sie dafür. Das macht doch nichts?“ 
Sie lächelte seltsam und abwartend. 
Der kleine Student sah sie von der Seite an, — 
oder ist das ihr Ernst? 
„Das ist etwas anderes . . .“ sagte er vorsichtig. 
Dara stand lächelnd auf. 
Als der Student wieder fortging, sah er Dara mit einer 
flehenden, schüchternen Demut an, daß man auf den Gedanken 
kommen konnte, ihm einen Fußtritt zu versetzen. 
„Nehmen Sie das Geld?“ fragte Dara, ohne sich umzudrehen, 
während sie vor dem Spiegel stand und ihren Hut aufsetzte. 
„Warum sind Sie so?“ flüsterte er mit bittendem Vorwurf. 
„Ich werde Sie . . . wie eine Göttin verehren, und Sie . . .“ 
„Ich will, daß Sie es annehmen. Reichen Sie mir bitte die 
mein 
darum laß mich dich 
ich will meine Peitsche an dir 
IV. 
Kaum hat sich der Mensch in den Abendwinkel seines ge- 
ohrten Sessels gesetzt, kaum beginnt er sich nach den Formen 
seines Weibes umzusehen und an die Phantastik kommender 
Träume zu denken, die die Geburt härtester Wirklichkeiten sind, 
da läuten sie wieder dies 
Was sagte 
verfluchte Sinngedicht, dieses Epos 
aller Impotenzen aus und der Rhythmus stört seine Nachtruhe: 
das ist der Hans im Schnakenloch, ta, ta 
weiß nicht was er will. 
Schnakenloch, der 
Er bekommt eine maßlose, geschmack 
lose, berserkerische, fast teutonische Wut. Er läßt sich sein Gong 
und seine Topfdeckel kommen und spricht dies poeme bruitiste 
einem schnell versammelten Publikum: Ich denunziere diesen 
Hans im Schnakenloch als ein fatal chauvinistisches Stück, als 
eine Dependence der deutschen Tageszeitung, als den Gegensatz 
alles dessen, was wir in unseren besten Stunden groß haben 
Der Autor dieses Stückes muß einer jener typischen 
Halb- und Lemurenmenschsn sein, einer jener Taster nach allen 
Seiten 
zu 
wollen. 
jener Praefektoren und Protagonisten lauwarmer 
Literatenbanden, die wir endlich, endlich 
abtun müssen. Das ist 
einer 
nun aber ganz — 
ein Bruder, der es äußerst geschickt ver 
steht, schöre Liberalismen hinter shakespearschem Donner und 
Halbdonner hören zu lassen 
das ist ein Kerl, der für die 
Jungen zu sein scheint und sich sehr fest an den Rockschößen 
der Alten hält. Das ist einer von den Unerhörten, die es sich 
nicht nehmen lassen „reif zu werden“, 
gekochte Sentimentalität 
scherzt sie, 
bei Subskription / Der Malik-Verlag, Bln.-Südende 
Dies Stück ist die steif 
der Krieg, der hier beschrieben ist» 
ein Froschmäusekrieg, ein Kolophoniumkrieg, ein Krieg der Krieg 
fremden. Man muß begreifen wie das Publikum auf dies Spek 
takel reagiert, um die ganze geistige Inferiorität des Gewinsels 
Flüße, in 
der Mordgier, Glut der Rache. Ich sehe das Weltall in der Stunde 
seiner Niederkunft, die Leiber der großen Sterne entwanden sich 
ihren Ketten, die Lippen des Makrokosmos haben sich gelöst 
Da ziehen die Scharen der Halbentseelten, der Scheintoten und 
Dämmerkranken, aufgeschwollen an Bäuchen und Füßen, Affen 
und Pauke an dem Genick. Rette du mich mein Gott vor dem 
denen sich der erbarmungslose Brand spiegelt, Glut 
nicht zu viel erlebt, gesehen, gehört, um uns noch auf Umwege 
einzulaßen?) man muß diesen Menschen beschreiben, als er mit 
düsteren Augenbögen, verkniffenem Mund, napoleonisch gefalteter 
Toga die Caföhaustische umkreiste, als er es verstand, die Harm 
losen, Neugierigen und Ehrlichen mit einem leichten Hochziehen 
seiner schmalzigen Oberlippe fernzuhalten, 
was tut er? 
ANTON GROSZ AUF DER FLUCHT 
Wer ist das? 
welch ein Mensch 
er sieht bedeutend aus 
Tasche. 
ZEICHNUNGEN VON GEORGE GROSZ 
Hauch der Verwesten, der Pestilenzler und Seelenkranken — 
alle Freudenhäuser sind geöffnet und schon dringt der Strom 
des Giftes über uns hin. Die Luft ist schwarz 
welch ausgezeichneter Schwachkopf“. Voilä quel homme! Las 
Augenzwinkern der verschüchterten Backfische, das dienstfertige 
Gesäßheben der Kellner, die Begeisterung literaturidealistischer 
Studioten — welch ein Fest das alles für ihn, den Dichter, den 
Genius, den Raubmenschen, den Land- und Weiberusurpator. 
wie sein Herzlein zitterte und wie ihm das Fett eigener 
Begeisterung an den dünnen Waden herablief, wenn er die glücks 
verdrehten Augen eines Hundes sab, der mit Schwanz und allen 
Beinen zu ihm hinaufwedelte. 0 — wie er diese Augenblicke 
eingebildeter Größe in seinem Platthirn genoß — wie er zitterte 
und schwitzte. Doch nur nichts sehen laßen, Standbild sein, 
Der Dichter ruft euch Zwanzig- 
Du sprichst mit ihm — er kennt die Welt, Japan, 
— alle Frauen — alle Toxine — aber er hat noch 
Er reichte sie ihr demütig. Sie öffnete sie, entnahm dem 
Portemonnaie zehn Rubel und reichte ihm den Schein hin. Sein 
Gesicht bedeckte sich mit tiefer Röte. 
„Nehmen Sie!“ sagte Dara stirnrunzelnd. „Hören Sie? Ich 
will, daß Sie es annehmen. Ich sehe nichts Häßliches darin. Sie 
haben mir einen Dienst erwiesen. Nehmen Sie. Sonst gebe ich 
es Ihnen in Gegenwart des Kellners . . .“ 
Sein Gesicht überzog eine qualvolle Röte, nahe am Weinen, 
streckte er die Hand aus. Dara sah ihn an und steckte das Geld 
wieder in das Portemonaie zurück. 
„Ach, Sie! . . . Na, meinetwegen. Gehen Sie jetzt und 
schicken Sie mir den Kellner. Hören Sie, noch eins: der Kellner 
hat mir zuerst einen Herrn geschickt, mit dem ich aber nichts 
zu tun haben wollte. Es ist anzunehmen, daß er mich aus Rache 
wird ausspionieren wollen. Wollen Sie ihn daran hindern?“ 
„Oh, natürlich!“ fuhr der Student erleichtert auf. 
„Ich danke Ihnen. Aber auch Sie selbst werden mir nicht 
DER NOTZUCHTSVERSUCH DES WENZEL GROSZ 
Vögel seh ich 
- hahahaha — 
— Elefanten groß, groß wie Häuser, groß wie Berge 
sie schlagen mit ihren Schnäbeln in das weiße Fleisch, sie schlagen 
mit ihren Krallen in das weiße Fleisch. Aus den Glaskuppeln 
stiegen die Drachen, Lanzettfische und Molche. Papp-Drachen, 
Papp-Fische, Papp-Molche. Hahahaha 
Herz, was hilft meine Frömmigkeit, die Reinheit meiner Augen. 
Die Erde brach auf und spie die Kohorten der Teufel aus — 
Dickteufel, Krummteufel, Gallertteufel, Klabautermann um Kla 
bautermann. Wie die Harpyen hocken sie auf den Agaven, den 
Rotdornsträuchern, den Hollunderbäumen mit verzerrtem Gesicht. 
Rette mich Gott, rette meine Seele vor den Teufeln. Jetzt kommt 
wieder die Stunde 
DIE DENUNZIATIONEN DES JO 
0 
BILDBEILAGEN VON^^jj 
E EROSZ 
was hilft, mir mein 
TI TEL WAP. 
EORGE GROSZ 
Größe sein, Genius, Genius, 
jährige - “ 
Indien, China 
eine Pose, dies alles nicht zu kennen, über und neben allem zu 
sein, er ist noch der Farceur seiner selbst, es bleibt noch das 
Monokel, durch das er seine Seele beschaut. Wir sehen dies 
und staunen. Wir haben das Gymnasium besucht, kennen Göthe 
und Heine, fraßen eins zwei drei deutsche Literaturgeschichten. 
Wir sind Konpatrioten der Patrioten, die für jedes Volk eine 
Literaturgeschichte verfertigt haben. 0 
das dichterische Ingenium zu verstehen, wir dichten selbst, wir 
ERLEBNIS DES ANTON W. GROSZ 
FAKSIMILE PAUL GROSZ 
das Bombardon, jetzt kommt das Bombardon 
des Todes Jesu Christi 
des Donners über dem Tempel. Allzulange wartest Du 
mich Gott. 
Fluchen der Kriegsknechte 
Heulen 
— rette 
SEIDEL STELLT SEINE LETZTEN FALLEN 
folgen?“ 
. 
VIGNETTEN VON GEORGE ? GROSZ 
Wenn Sie das . . . nicht wünschen . . . 
„Natürlich wünsche ich das nicht. 
Schicken Sie mir den Kellner.“ 
Dara bezahlte die Rechnung, schickte nach einer Droschke 
und ging ebenso langsam und streng hinaus, wie sie gekommen 
war. Aus einer Tür sahen ihr neugierige Gesichter nach. Man 
lachte laut. Dara lächelte, ohne sich umzusehen. 
Vor der Einfahrt standen der Portier und der Student. Die 
Droschke fuhr vor. 
„Adieu! 
Beide verbeugten sich tief. 
Dara sagte dem Kutscher „geradeaus!“ und fuhr ab. 
Gleich darauf, als sei er die ganze Zeit auf der Lauer gewesen, 
stürzte der Herr mit dem dichten Bärtchen mit einem steifen Hut 
auf dem Kopfe aus der Tür und begann hinter der Droschke her 
zulaufen. Im nächsten Moment aber schon holte ihn der Student 
ein und packte ihn am Oberarm. Dann wälzten sie sich am Boden. 
Also leben Sie wohl. 
Man ist wie das Meer, das sich zurückzieht auf die hohen 
Sandufer, die Felsvorsprünge und Steine der Riesenmolen. Man 
ist wie das Meer, das die Süße des Mondes anzieht, zurückge 
rufen von der Geliebten, den Flöten- und Zimbelklängen. Einen 
hellen klirrenden Tag lang donnerte es seine Wut aus, zerwühlte 
seine Brust, schlang Schiffe auf den Grund. Einen heißen un 
erhörten Tag lang schrie’s seinen Kampf in die Himmel, Fetzen 
von Schaum um seine Stirn gelegt. Einen Tag lang umsprang 
es das Kap und die Küsten der Negerländer als wütender Tänzer, 
zersplitterte Holz, sprengte Steine, spie, lachte, grollte, überschlug 
sich und wand sich auf seinem Weg. Einen Tag lang 
einen Tag lang. Die Augen der Nacht riefen uns zurück, der 
Duft der Weingärten und die Glocke der kleinen Städte. Die 
Stille tastet nach unseren Augenliedern, schon sind wir er 
schüttert, ohne es zu wissen, schon öffnen sich die Kelche der 
großen Blumen für uns. Die Bäume schreiten von der Anhöhe 
wir sind imstande, 
verstehen zu können, man muß das freudig erregte Gesicht der 
Herren von der Preße und der Herren von der Schwerindustrie 
gesehen haben, um die wirklichen Instinkte dieses Schnakenlochs, 
dieses Unkenlochs, dieses dumpfsten aller Löcher fühlen zu können. 
Nieder mit ihm, für immer nieder mit ihm. 
und entschlußfest, gründen wir einen Anti-Schickelebund und ge 
brauchen wir die Weißen Blätter als Papier timbr£. Was sagen 
Sie „Kameradin“ Kolb? Haben Sie einen Einwand, eine Recht 
fertigung für Ihren Spielgefährten — wie? Ich finde keine — für 
mich besagt es garnichts, nach teutobaldischen Excessen von der 
Bühne zn hören, daß die Franzosen ein stolzes und tapferes Volk 
sind. Nein — sie sind genau so gemein, so brutal, so hinter- 
sie sind ein Volk von unglaublichster Infamie 
wie ich teuflischer noch keins gesehen habe und dieu merci — 
das ist ihr Glück, sonst hätten sie weder die Revolution von 1789 
Seien wir schnell 
Dara nickte dem Studenten und dem Portier 
zu. 
nur 
hältig wie wir
	        
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