deutliche Sprache reden, weil sie in der selben Heftigkeit und
Erlebnisfähigkeit entstanden sind wie die nachherigen Oelbilder
und gleichsam als Schlüssel zum Verständnis derselben gewertet
werden können. Trotzdem sind sie, je länger man sich der Un-
mittelbarkeit ihres Ausdrucks und ihrer Schönheit hingibt, deren
wesentlichstes Merkmal eine gewisse Absichtslosigkeit darstellt,
durchaus imstande, ein Eigenleben zu führen. In manchen Fällen
bilden sie einen Ersatz für durch Uebermalung Verloren-
gegangenes. — Man hat sich nicht gescheut, die Ausstellung der
Werke des Meisters durch einige dieser Zeichnungen zu be-
reichern, obschon dies vielleicht nicht in seinem Sinne ist.
Altherr hat sich über Veranlagung und Inhalt seiner Kompo-
sitionen nie oder höchst selten ausgesprochen. Es sind innere
Gesichte, durch den Maler geformt, die keiner Erklärung be-
dürfen. Die knappen Hinweise, enthalten in den Titeln seiner
Werke, lassen meistens eine Reihe von Deutungen zu. Der
„Unentwegte‘“ z. B. kann sich ebensogut auf den kraftvoll-
mutigen Kämpfer im Allgemeinen, auf irgendeinen Einsamen
beziehen, der allen Beschimpfungen, Drohungen und finsteren
Mächten standhält, wie auf des Malers eigenen Kampf um die
Kunst. — Es ist müßig, darüber zu streiten. Da wir malerischen
Werken gegenüberstehen, ist es wichtiger und ersprießlicher, zu
beobachten, wie der Einzelne dargestellt ist, wie er seine Wider-
sacher beherrscht, welche Bildspannungen aus einer solchen
Gegenüberstellung entstehen und mit welchen Ausdrucksmitteln
es dem Maler gelang, einen Vorwurf in ein Format einzuordnen.
Die Suche nach diesem Wie erweckt im aufmerksamen Be-
trachter Altherrscher Kompositionen wahre Entdeckerfreuden.
Der Meister verstand es, zugunsten einer ihm wichtig erschei-
nenden Gebärde, eines Farbkomplexes oder der Bildordnung
zuliebe auf unwichtige anatomische Korrektheiten zu verzichten,
einen Ausdruck durch bloße Andeutung ins Unbegreifliche zu
G