Volltext: Zeitprobleme in der Schweizer Malerei und Plastik

Glaube an Ordnung, im tiefsten Sinn, und Drang nach 
Freiheit, im verwegensten Sinn, sind die zwei Masken der 
schöpferischen Kraft in der »abstrakten« Kunst einerseits 
und anderseits in der »surrealistischen«, den beiden 
Flügeln der alten und ewigen gegenständlichen Kunst der 
Mitte. Die strenge Syntax und Grammatik der Puristen, 
das apokalyptische Zungenreden der Surrealisten sind die 
Grundrichtungen, die beide härter von einander scheiden 
als jede von der Kunst der Mitte in vielerlei Mischungen 
und Uebergängen sich entfernt. Und einer dieser beiden 
Pole, oder beide zugleich, stecken in unfaßbar wechseln- 
der Dosierung auch in jedem Werk der gegenständlichen 
Malerei und Plastik. 
Der Vorsatz, nach ausländischen Begründern und Ver- 
kündern der »neuen« Kunst nun auch vwereinigt die 
schweizerischen Künstler zu Wort kommen zu lassen, 
deren Inspiration und Werke in diesem Bereich liegen, 
entsprach nicht in erster Linie einem Verlangen nach 
geographischer Vollständigkeit oder einem patriotischen 
Wunsch, sondern dem künstlerischen Sachverhalt, da 
zahlreiche Söhne und Gäste der Schweiz auf schweize- 
rischem Boden und manche Schweizer als Gäste im Aus- 
land mit Ueberzeugung und Erfolg diese Kunst pflegen, 
Freundschaftliches Zusammenwirken der innerlich ein- 
ander nahe stehenden Maler und Bildhauer in den ver- 
schiedenen Zentren erlaubte, die Personen und die Werke 
zu finden und zu sammeln. 
In Paris waren es der mit der Schweiz und mit Zürich 
durch enge und langjährige Beziehungen verbundene 
Hans Arp, in Zürich Max Bill und Leo Leuppi, die sich 
als Helfer bemühten. Neben den Künstlern steht als ihr 
Freund und Freund des Kunsthauses Herr Dr. S. Giedion, 
der neben einer ausgedehnten organisatorischen Arbeit, 
Breite und Tiefe der Bewegung und des Werkes ihrer 
schweizerischen Vertreter wägend und messend, für die 
Ausstellung auch die dem Katalog vorangesetzte KEin- 
leitung schrieb; und ein anderer Freund des Kunst- 
hauses, der angesichts der hemmenden finanziellen 
Schwierigkeiten seine Mithülfe anbot. Die Herren Le 
Corbusier und Max Bill ließen sich bereit finden, zur 
weiteren Einführung in die Ausstellung und in die Kunst 
unserer Zeit ihre persönliche Ueberzeugung und Einsicht 
als Künstler zu formulieren. Wenn die Zürcher Kunst- 
gesellschaft den genannten Helfern hier herzlich dankt, 
so gilt ihr Dank ebenso den vielen ungenanrten. 7 
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