im Zuhören versunken, der Vater auf dem Stuhl eingenickt, Adolf
Marlet mit der Pfeife beschäftigt, die Leinwand mehr als zwei Meter
breit und fast zwei Meter hoch. Das ist das Bild, das Courbet in Paris
einen Namen macht, vor dem Francis Wey austuft, warum er denn
mit einem so seltenen und wunderbaren Talent nicht schon längst
berühmt sei, niemand habe bis jetzt so etwas gemalt, und Courbet
spassig ernst in breitem Ostfranzösisch bestätigt: „„Pardie, moi, je peins
comme le bon Dieu.*‘“
Ist dieses fast nur in hell und dunkel gestufte Bild mit den es be-
gleitenden gleichartigen kleineren Werken eine nachträgliche Huldi-
gung an Rembrandt? Auf seiner Hollandreise vom Sommer 1847 soll
Courbet fast ausschließlich ihm nachgegangen sein, neben dem Ver-
kehr mit lebenden Künstlern, die er mit einer aus Paris mitgebrachten
kleinen Landschaft unter dem Arm aufsucht, um ihnen „die Hand zu
weisen“. Wenn ja, so sind doch hier wie in den nächsten großen Bil-
dern — alle zumindest vom Umfang des Abendsitzes, das Enterre-
ment weit auch noch über solchem Maß — stärker als irgend ein
Vorbild das Urbild und die Stimmungskraft der Heimat. Ornans und
seine Menschen sind Thema und Substanz der Steinklopfer, des
Begräbnisses, der Heimkehr der Bauern von Flagey und der Demoi-
selles de village. Die Steinklopfer sieht Courbet außerhalb Ornans,
auf der Fahrt talabwärts nach Maizieres, im Begräbnis vereinigt er
seine Familie und alle seine Freunde mit den ungefragt sich anbieten-
den übrigen Ortsgenossen, die Bauern von Flagey sind sein Groß-
vater und dessen Leute, die Demoiselles de village seine drei Schwe-
stern. Noch einmal aus dem Tal der Loue kommen die zwei großen
Badenden von 1853, die schlafende Spinnerin seine Schwester Zelie,
die Kornsieberinnen von 1854 mit der Schwester Zoe als Hauptfigur.
Die Folge der großen Zustandsbilder einfachen ländlichen Lebens
schließt damit ab, sie ist einmalig, ähnliches kehrt im Werk von
Courbet nicht wieder. Von anderer Art stehen neben ihnen der Feuer-
wehralarm und die Ringkämpfer auf dem Pariser Sportplatz, 1853,
an denen wieder Paris, und mit mehr als nur mit dem Stoff beteiligt
ist. Die neue Stellung des Künstlers zur Welt oder seine Stellung zu
einer neuen Welt, arbeitet sich während des Besuchs in Montpellier
heraus. Alfred Bruyas ist ein Gastgeber von besonderer Art, als Ästhet
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