Volltext: Gedächtnisausstellung Otto Meyer

derart, dass sie konstruktiver Grund, Gerüst, Sternbild 
wurde für die nun körperhaft und räumlich empfundenen 
Darstellungen. Das Ahnen unaussprechlich schöner, gros- 
ser Ordnungen und vielfältig ineinandergreifender Be- 
ziehungen findet seinen Niederschlag in diesem Stoff- 
gebiet: Der Knabengestalten Form und Farbe, deren 
Haare, deren Gesichter, deren Kleider zumeist blau uni- 
formiert, wie es in Schweizer Internaten üblich war, dazu 
das Spiel der Glieder, insbesondere das der Hände. Dazu 
rötlich getäfelte Zimmer, senkrechte Fenster, die Wag- 
rechte der dunklen (augenschonenden) Tische (einmal ein 
Querhufeisentisch, dann die Bankreihen im Münster) usw. 
Dies scheinbar enge, aber immer neu variierte Thema wird 
in kleinformatige Gesamtkompositionen zusammengefasst 
mit Titeln wie „Im Münster“ (125—4128), „Erwartung“ 
oder auch „Eintritt in ein Zimmer“ genannt (152—163), 
„Antworten“, auch „Händehochhaltende“ genannt (164 — 
176), „Vorbereitung“, auch „Grosser Saal“ oder „Essaal“ ; 
genannt (177-205) und zuletzt die „Impfung“ (206-213). 
Jedes dieser Themen erlebt eine kleinformatige, end- 
gültige Fassung, an die sich später in Amden und Zürich 
„Teile“ und Details anschliessen, die jene Kompositionen 
in oft wundersamer malerischer Herrlichkeit aufleuchten 
und auch ahnen lassen, was alles zu schaffen noch gedacht 
war. Sein einziges grösseres Werk an öffentlicher Stelle, 
ein Rundglasfenster im Kirchgemeindehaus in Wiedikon, 
behandeltgleichfalls sein ihn damals beherrschendes Thema, 
das Münstermotiv mit den in den Bankreihen sitzenden 
andächtigen Knaben. Nach dem Sinn dieser Darstellung 
einmal befragt, antwortete der Künstler: „Was tun 
denn die Knaben? Sie warten mit einiger Kraft 
und möglichster Harmonie auf neue Kraft und 
grössere Harmonie.“ 
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