zuteil geworden ist. Nach einer Mitteilung von Heinrich
Bräm war es in den letzten. Jahren seine Sehnsucht, noch
einmal ein Fenster schaffen zu dürfen „und wäre es auch
nur für ein kleines Löchlein‘“. Er hätte es bestimmt im
gleichen grossen Ton gehalten, wie er den Wänden aus
Licht und Farbe der mittelalterlichen Bauten eigen ist,
der kleinsten Fläche die gleiche Innigkeit und Grösse
gegeben, wie die Fenster der Kathedralen in ihrem Ein-
klang mit Baukunst und Musik sie besitzen. Frucht eines
Auftrages des Eidgenössischen Departements des Innern
sind zwei nächtliche Winterlandschaften, die er während
seiner. Krankheit noch als unvollendet im Atelier ver-
wahrte.
Vorbedingung und Unterbau der grossen und kleinen
„ausgeführten‘“ Arbeiten liegen aber in den zahllosen
„abstrakten“ Blättern, die erst mit der Erschliessung und
Einbeziehung des Nachlasses in die Gedächtnisausstel-
lung zugänglich geworden sind. Wie ein Tagewerk des
künstlerischen Gewissens begleiten sie die sinnfälligeren
Naturstudien und die Entwürfe zu Kompositionen. Sie sind
bei Otto Meyer der eigentliche Rohstoff zum Werk, den
er aus seinem Innern hebt.
Ein künstlerisches Testament in Worten besitzen wir
von ihm in den am Schluss dieses Kataloges wiederholten
zwei Bekenntnissen. Einfacher im Thema und leichter
verständlich sind vorerst die Sätze über Das Motiv, die
in einem Mal die Kluft aufdecken zwischen dem „Sujet“
in der landläufigen Malerei und Ausgangspunkt und
Inhalt eines Werkes von Otto Meyer.
Untrennbar sind in Otto Meyer der Künstler und der
Mensch. Einer ist die Erfüllung des andern. Die’ eigene
„innere Bewegung“ hat der Künstler als Bildmotiv zu ge-
stalten. Und das Menschliche zielt nach dem Göttlichen.
„Wenn der tätige Künstler an seine unwillkürliche innere
Bewegung glaubt, so ist dies ein religiöser Teils; könnte
er, wofür die Sehnsucht bewusst und unbewusst allgemein