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rende Betrachtungsweise wird mit dem klassischen japa
nischen Holzschnitt nur so lange etwas anzufangen wis
sen, als er Sensationen, neue «Reize», an sich entdecken
lässt; für sie wird er ein Objekt der Mode sein, die kom
men, gehen und wieder kommen kann. Im Osten ist er
aber während eines Jahrhunderts selbstverständlicher und
allgemein verstandener Ausdruck für Fühlen und Denken
eines Volkes gewesen. Sein ganzer Gehalt, die ihm inne
wohnende Kraft, wird von der nur ästhetischen Betrach
tung nicht erschlossen. Die Frage ist, ob der verbleibende
Rest für uns Bedeutung hat und die Betrachtungsweise
von der breiten nationalen Grundlage her für uns sich
lohnt; ob Japan uns in seinen Holzschnitten künstle
risch und allgemein-menschlich Wesentliches zu geben
vermag. Ein Kunstwerk formuliert irgendwie ein Ver
hältnis des Menschen oder eines Menschen zur Welt.
Für uns ist wichtig, ob in den japanischen Holzschnitten
der Sammlung Boiler, nach Würdigung des oft schwer
zugänglichen besonderen Sachverhaltes in jedem Blatt,
wir uns «angesprochen», uns erkannt, in unserer Lebens
anschauung durch Gleichklang oder Gegensatz bestätigt
fühlen. Ein Blick auf die Werke zeigt — neben einer gross
artigen künstlerischen Voreingenommenheit, dass Form
gefühl das Erste und Letzte ist — viel würdevolle Ge
messenheit, Stolz, Beschaulichkeit, Anmut, Naturfreude,
und auch viel halbverstecktes und offenes Lächeln und
vergnügtes Lachen.
Das Material ist für die Ausstellung indreiGrup-
p e n zusammengefasst worden, selbständige Bilder und
Folgen, die kostbaren kleinen Surimono, d. h. Glück
wunschblätter, und die Bücher. Die Ausstellung selber
ist zweigeteilt, die erste Hälfte, Nr. i—ijj, wird