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Rene Schic&efe ■ Hans im ScßnaftenhcA
Klär: Du schwätzt, wie du immer geschwätzt hast — und wenn
du dich endlich zu einer Tat aufraffst, so läufst du zu denen, die
untergehn. Du fürchtest dich vor den Starken,
Hans: Was kann ich dafür, daß mein Herz hell durch die Welt
bellt? Hell! Hell, wie die Stimme der französischen Geschütze, —
Es gibt ein Bild, da stürmt eine Frau mit flatternder Trikolore auf
eine Barrikade, und ruft alle, die für die Freiheit sterben wollen.
Jetzt bilden Gebirge die Barrikade, und das Feuer ist ein Welt*
brand. Die Frau schreit. Und doch hat ihre klaffende Schamlosigkeit
mehr Anmut, als das schönste Lächeln euerer Tugendhaftigkeit her*
vorzaubern kann.
Klär: Ich kenne euere Freiheit, Die Freiheit von Wilddieben,
Glücksspielern und —
Hans: Was kümmert mich die Freiheit, die du kennst, Mich
rufen die Toten! Sie und ich, wir sind frei! . , . Klär, wenn du
wüßtest, wie froh, wie frei ich bin. Ich möchte dich umarmen.
Klär: Geh endlich fort,
Hans: Sieh mich nicht so an! — Ich werde häßlich sein im Tod,
Hingeschleudert, alle Viere ausgestreckt, und mit krampfhaften Hän*
den, die noch im Tode würgen.
Klär: Ich sehe dich,
Hans: Gut. — Sollte dich einmal Mitleid befallen, denn du hast
ein gutes Herz, so sage dir, daß diese Hände vielleicht auch nach
der Kehle deiner Kinder zielten,
Klär: Bist du noch nicht fertig?
Hans: Stehst du noch immer da?
Klär: Ich muß da sein, wenn du gehst. Ich könnte es sonst viel*
leicht nicht glauben —
Hans: Wie oft habe ich gewünscht, daß du mich haßtest —
KI är: Um von mir loszukommen,
Hans: Um dich von mir zu befreien.
Klär: Und jetzt tut es dir doch weh,
Hans: Ja. Aber was bedeutet unser beider Herzen Klopfen in
dem Sturm!
Klär: Ich bitte dich: geh.
Hans; Der Abbe bringt den Wagen zurück. Bis zum Morgen
habt ihr zu essen. <AS.)
Vorhang.