Darum bleibt jedes Mädchen im Grunde für sich und
die eigentliche Schande ist keine öffentliche, sondern ge
heimste Angelegenheit, die eine jede schamhaft zu ver
bergen trachtet.
Dann kamen zwei junge Leute an den Tisch, die sich
keine lustigere Gesellschaft denken konnten. So schlecht
beraten waren sie. Diese zwei abstrakten Genüßlinge hal
ten sich mit Vorliebe in unserer Gesellschaft auf, ohne
jemals auch nur ihre Absichten anzudeuten.
Der Blonde mit dem zurückgestrichenen Haar, großen
blauen Schwarmeraugen, die gar nicht recht wissen, wo
für sie eigentlich schwärmen sollen, möchte eine bestimm
te Weinsorte vertreten, aber man merkt nicht das ge
ringste davon. Er sitzt stundenlang vor einer Tasse Tee
mit Zitrone. Für die bestellt er sich eigens immer em
großes Glas Wasser. Darin badet er die Zitrone, bevor
er sie in den Tee hineintut. Er ist sehr dankbar, wenn
man ihm ein Glas reines Wasser auch für den Teelöffel
überläßt. Außerordentlich sauber ist er, hat umständlich
lange feine Hände, und das Teetrinken scheint ihm eine
Angelegenheit zu sein, der er die ausführlichste Sorgfalt
widmet. In einem kleinen Badeort soll ihm einmal eine
Stellung als Hotelchef angeboten worden sein. Er er
zählt uns das von Zeit zu Zeit, und es scheint, als habe
dies Angebot seinem Tatendrang ein für allemal genügt
Daß er Weinreisender ist, berührt er sehr wenig. Es ist
ihm dies offenbar eine widerliche Erinnerung, die er sich
einmal, weiß Gott wo, geholt haben mag. Fragt man ihn
gelegentlich: „Herr Balduin, was macht das Geschäft?",
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