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dem Augenblick, als die Generalprobe zum ,Friedhofs
dieb' stattfand.
Sehr erstaunt war Herr Graumann, seinen Vettei'
Flametti in einem langen, schwarzen Talar zu erblicken,
als Richter vor einem Stoss Aktenmappen. Eine kleine,
zierliche Knabengestalt, dem Richterstuhl gegenüber,
schien prozessiert zu werden.
Es handelte sich um einen Friedhof und einen , Topf,
der gestohlen war; Blumentopf.
Auf der Mitte der Bühjnfe stand eine vornehme
Dame, wohl eine Baronin, mit Blicken, die halb auf den
Richter, halb auf den Knaben gerichtet waren. Neben
ihr krausköpfig ein schmächtiger Herr, der als Zeuge
Emil Schmidt figurierte und offenbar seine Rolle noch
nicht vollkommen beherrschte; er stammelte, stotterte,
war in der grössten Verlegenheit.
Herr Graumann trat näher, ein wenig verschüch
tert von solch künstlicher Atmosphäre, und legte die
Hand vor die Augen, die Szene prüfend auf ihren
photographischen Gehalt.
„Von vorn!“ schrie Flametti. Und es wiederholte
sich der Auftritt, Zeuge Emil Schmidt, — Friedhofsdieb.
Und jener krausköpfige Herr kam mit dem Knaben
durch die Kulisse herein, zitternd und bebend, so
dass man ihn selbst für den Delinquenten hielt. Er
legte mit irren Augen die Hand auf die Schulter des
Knaben und sprach:
,Man immer ruhig, mein liebes Kind!
Die Wahrheit darf immer man sagen.
Dann kann man die Strafe, wie sie auch sei,
Mit leichterem Herzen ertragen.
Sprich frisch von der Leber weg ‘