Die Kulisse.
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Diskussionsabend Sonneck: „Das Verhältnis des Arbeiters zum 13. VI.
Produkt.“ Alle geben zu, sie haben kein Verhältnis zu dem Pro
dukt, das sie herstellen. Da ist ein Mann, der bei Mauser ge
arbeitet hat; jahraus, jahrein Gewehre. Für Brasilien, für die
Türkei, für Serbien. ,Erst als die Agenten kamen, die die Ge
wehre übernahmen, und zwar der türkische und der serbische
Agent am selben Tage, beschäftigte uns das. Seitdem hatten wir
so ein Gefühl, daß es mit uns nicht richtig ist, aber wir arbeiteten
weiter.' Ein anderer ist Banknotenkontrolleur. ,Mich beschäftigt
bei der Arbeit am meisten der Ärger, daß man mir nicht traut.
Da ist man eingegittert bis obenhin und daß man sich kaum rühren
kann, und man merkt gleich: du wirst einfach benützt.' Auf
die Frage an einzelne, was sie wohl tun würden, wenn ihnen
freie Wahl zustünde: ,Wettermachen.' ,Eine Methode erfinden,
um in einer halben Stunde nach Konstantinopel zu kommen.'
,Einen Druckknopf erfinden, der alles mit einem Schlage herbei
schafft.' ,Einen selbsttätigen Druckknopf, auf den man nicht
einmal zu drücken braucht.' Kurzum: keiner würde arbeiten,
alle aber würden Maschinen erfinden. Der gottähnliche Erfinder
ist ihr Ideal, weil er die größte Leistung mit dem geringsten Kraft-
aufwände erzielt. — Br. spricht irgendwie von Tolstoi, von Kolo
nisierung (im Einklang mit der Natur stehen, Produktionsgeräte
selbst erfinden, Segen der ganzen Menschheit). Mir bleibt als
Resultat: die feindselige Haltung der sozialistischen Programme
dem ,Kopfarbeiter' gegenüber ist in keinerlei psychologischen
Tatsachen begründet. Der unumschränkte Erfinder ist das Ideal
auch der Künste und der Religion. Die geringe Wertung der
,Kopf'arbeit ist ein Programmpunkt, der von abstrakten Gelehr
ten herrührt, von schwierigen Federfuchsern und halbtalentier
ten Poeten, die ihre eigene Befreiung und ihre Rache mit ins
Programm aufnahmen. Dem ,Kopfarbeiter' verdanken die Prole
tarier nicht nur ihre Programme, sondern auch ihre Erfolge.
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