die politische Substanz. Er hebt es — wie die gotischen Meister — über den
Inhalt seiner Religion, von dem er dennoch zehrt. Mit erhöhender Form dichtet
er dann Zeichen seines menschlichen Reichtums, die von gewollter Beziehung
frei sind und dennoch sich aus diesem Reichtum nähren. So ist der zweite Teil
des Faust, der ein auch politisches Gedicht der Deutschen ist — vielleicht das
Aequivalent des Reiegschaos der napoleonischen Epoche.
Die Rünstler sollen die relative Ausschließlichkeit der Politik begreifen. Das
politische, der Rrieg ist eine Sache, die ihre Logik in sich trägt und nicht durch
eine dilettantische Romantik erworben wird. Zumal empfängt diese Sache ihre
Rechtfertigung niemals von einem ästhetischen Gesichtspunkt her. Es ist gegen
über der Politik, dem Rrieg und der Runst gleich gewissensarm, sich diesen
Gesichtspunkt zu erlauben. Rrieg und Runst sind polar.
Sind Rrieg und Runst polar, so darf der Rrieg nicht die Sensation der
Runst sein. Denn er muß für die Runst durch den Menschen mehr sein als
Sensation. Er kann eine Grundlage sein.
Der Rrieg soll es lehren, daß es dem Rünstler ansteht, politisch zu sein
und daß es ihm im Rrieg eher geziemt, die Runst als die Politik zu vergessen.
Das politische des Rünstlers aber kann nicht in der Runst unmittelbar
bewußt werden, sondern nur im gesellschaftlichen Dasein des Rünstlers. Damit
wird das polare Verhältnis zwischen Politik und Runst und Rrieg und Runst
produktiv. Ungestraft brach keiner die Achse, die den Rünstler mit der Gesell
schaft verbindet. Ungestraft hat auch keiner die natürliche Länge dieser
Achse verkürzt.
Dieser Rrieg bedeutet etwas und viel für die Runst, weil er viel für
das Leben bedeutet. So bedeutete die Gewalt der Weltkriege, die vor hundert
Jahren waren, Entscheidendes für Gericault und für Beethoven, für Goethe
und für Rleist. Wilhelm Hausenstein
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